Linz-Geschichte(n)

Demokratischer Aufbruch: Der Bürgermeister, der als erster frei gewählt wurde 

Reinhold Körner wurde 1848 zum ersten frei gewählten Bürgermeister von Linz – ein Zeichen des kurzen demokratischen Aufbruchs jener Zeit. Trotz eingeschränktem Wahlrecht galt der liberale Kaufmann als beliebt und tüchtig, was seine mehrfache Wahl und spätere Ehrung als Linzer Ehrenbürger eindrucksvoll belegen.

Die bürgerliche Revolution von 1848 scheiterte bekanntlich. Dennoch brachte sie ein kleines Zeitfenster mit sich, in der die erkämpfte Demokratie bis in die Städte und Gemeinden vordringen konnte. Auch nach Linz. Und dieses bescherte unserer Stadt ihren ersten frei gewählten Bürgermeister: den Liberalen Reinhold Körner (1803-1873). Wobei „frei gewählt“ natürlich nicht dasselbe bedeutete wie heute.

Vom „provisorischen Gemeindevorstand“ zum Bürgermeister

Nur etwa sechs Prozent der Bevölkerung, vorwiegend das (männliche) Bildungs- und Besitzbürgertum und andere besser gestellte Personen waren zur Wahl zugelassen. Körner betätigte sich wie sein Vater und Stiefvater als Kaufmann, genau gesagt war er Spezerei-, Material- und Farbwarenhändler in der Hofgasse. „Provisorisch“ wie diese kurze Zeit der Freiheit war, wurde er auch nicht gleich Bürgermeister, sondern am 30. Juli 1848 von der ersten gewählten Linzer Gemeindevertretung zum „provisorischen Gemeindevorstand“ bestellt. In einer erneuten Wahl 1850 wurde Körner im Amt bestätigt und erhielt auch den Titel Bürgermeister.

Doch dann schlug die Monarchie zurück und Kaiser Franz Joseph I. stellte mit dem Silvesterpatent von 1851 die absolute Macht des Hauses Habsburg wieder her. Die zwischenzeitlich gewählten und demokratisch gesinnten Mandatare wurden damit wieder entfernt oder nahmen wohlweislich selbst rechtzeitig den Hut, um sich nicht der Rache der Obrigkeit auszusetzen. Körner tat das auch und legte unter dem Vorwand, sein Augenlicht werde immer schwächer und er müsse dringende Geschäftsreisen unternehmen, am 10. März 1854 sein Amt zurück. Dennoch sollte er am Ende obsiegen!

Abermaliger Vertrauensbeweis an Reinhold Körner

Nach einer Zwangspause von fast zehn Jahren durften 1861 die Linzer Wahlberechtigten wieder selbst über die Zusammensetzung des Stadtparlaments entscheiden. Und wen wählte dieses? Reinhold Körner! Dieser abermalige Vertrauensbeweis spricht für seine Beliebheit und Tüchtigkeit. Ebenso, dass er sofort zum Linzer Ehrenbürger ernannt wurde, nachdem er sechs Jahre später aus gesundheitlichen Gründen zurücktrat.

1903 erhielt die Körnerstraße ihren Namen. Diese ist also nicht wie manche meinen nach Bundespräsident Theodor Körner (1873-1957) benannt. Die Körnerschule dürfte allerdings nicht direkt nach Reinhold Körner heißen. War sie als „Mädchen-Lyceum“ doch ab 1889 in der Museumstraße situiert und erhielt erst 1911 ihren Neubau. Eben in der (Reinhold) Körnerstraße.

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