Alte Hauptpost: Die Kunstuni, die ein Jesuitenkolleg war
Das markante Gebäude am Pfarrplatz, das heute einen Teil der Kunstuniversität beherbergt, blickt auf eine bewegte Geschichte zurück. Einst Jesuitenkolleg, später Kaserne und Hauptpost, prägt es seit Jahrhunderten das Linzer Stadtbild und spiegelt die Wandlungen der Stadt wider.
Auch wenn seit 2016 die einst hoch umstrittene *Nike von Linz“ am Dach prangt und damit anzeigt, dass sich hier seit 2006 der zweite Standort der Kunstuniversität befindet, nennen die meisten älteren Linzerinnen und Linzer das Gebäude an Kollegiumgasse, Domgasse und Pfarrplatz bis heute „die alte Hauptpost“. Das ist kein Wunder, denn diese Funktion hatte es eine lange Zeit inne. Genau ab 1869. In dieser Zeit wurden auch zahlreiche Adaptierungen am Gebäude durchgeführt, mit dem Höhepunkt der Aufstockung um zwei Geschoße in den 1920er Jahren.
Geschichtsträchtiger Urbau
Der expressionistische Architekt Julius Schulte (1881-1928) schaffte es dabei, seinen Ausbau auf eine zwar eigenartige und unverkennbare, aber dennoch harmonische Weise mit dem Altbestand zu verbinden. Dieser Ur-Bau geht weit zurück und wurde in drei Etappen von 1652 bis 1668 errichtet. Ein Jahr nach der Fertigstellung erfolgte die Grundsteinlegung zur benachbarten Ignatiuskirche. Das ist kein Zufall. Denn beide Gebäude wurden im Auftrag der Jesuiten gebaut, die 1600 erstmals nach Linz kamen und sich erst 2023 wieder von hier zurückzogen.
Großer Einfluss der Jesuiten
Dass beispielsweise auch das Nordico und das Aloisianum einst Jesuiten-Gründungen waren, zeigt den über Jahrhunderte währenden großen Einfluss dieses Ordens in unserer Stadt, vor allem im Bildungswesen. Auch das Gebäude am Pfarrplatz war als Jesuitenkollegium und Gymnasium gedacht gewesen und fungierte als solches bis 1773. Dann wurde der als besonders papsttreu bekannte Orden ironischerweise von Papst Clemens XIV. (1705-1774) aufgehoben.
1776 machte Kaiserin Maria Theresia (1717-1780) eine Kaserne aus den nunmehr ehemaligen Jeusitenbesitz. Die Ignatiuskirche sollte bald darauf folgen und zum Dom der neuen Diözese Linz erhoben werden. Diese Funktion behielt die Kirche bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts. Mit dem Bau des Neuen Doms wurde sie – der Alte Dom.
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