Alle Linzerinnen und Linzer kennen ihn und haben ihn seit ihrer Schulzeit mindestens einmal aufgesucht. Gemeint ist der Botanische Garten auf der Gugl, jenes einzigartige Areal, das auf 4,2 Hektar Fläche 10.000 Pflanzenarten aus aller Herren Länder beherbergt. Seit kurzem kann er sogar mit einer App digital erkundet werden. Doch das war nicht immer so…
Was viele nicht wissen, ist, dass der Botanische Garten ursprünglich nicht auf der Gugl, sondern an der Dinghoferstraße angesiedelt war. Die Idee und Initiative für einen Botanischen Garten ging von einem gewissen Josef Ulepitsch aus, seines Zeichens Amtsvorstand beim k. &k Punzierungsamt in Linz. Er war passionierter Hobby-Naturforscher und wurde in seinen Intentionen von Anton Ferdinand Ritter von Schwabenau unterstützt. Am 9. April 1969 kam es zur Gründung eines „Vereins für Naturkunde“ mit dem Ziel der Errichtung eines Botanischen Gartens in Linz. Die erste Vereinsversammlung wurde in der „Volksfesthalle am Marktplatz“, dort wo heute die WKO steht, abgehalten. Der „für die Wissenschaft stets opferwillige“ Linzer Gemeinderat – das ist ja bekanntlich auch heute noch so – wurde im selben Jahr ersucht, ein Grundstück für den Botanischen Garten zur Verfügung zu stellen, was er auch umgehend tat. Die Wahl fiel auf die so genannten Harrachfelder im Bereich der heutigen Dinghoferstraße.
Dort blieb der zunächst als Provisorium gedachte Garten bis 1937, also 68 Jahre lang. Betrieben wurde er vom erwähnten Verein für Naturkunde. Die Finanzierung erfolgte durch Sponsorenmittel der Allgemeinen Sparkasse und „Staatssubventionen“. Auch wurden Pflanzen und Sämereien aus verschiedenen europäischen Gärten gespendet. Ebenso wurde ein Glashaus gebaut und als Hauptanziehungspunkt ein Alpinum angelegt.
Auch sonst existierten viele Parallelen zum heutigen Botanischen Garten: „Der Besuch bei Schulklassen und seitens der Bevölkerung war ein überaus reger“, wie die Chronisten berichten und es wurden hunderte wetterfeste Aufschriftstäfelchen mit Hinweisen zu den gezeigten Pflanzen aufgestellt. Der Pflanzenbestand wuchs rasch auf 1500 Arten an und die jährlichen Subventionen betrugen bis zu 1.000 Kronen, was heute etwa 10.000 Euro entspricht.
1922 schließlich kam der Botanische Garten aus Vereinshänden in die Obsorge der Stadt Linz, in der er auch heute noch ist und – nomen est omen – wurde er im darauffolgenden Jahrzehnt vom Chef-Gärtner Franz Rettich so richtig zum Blühen und Gedeihen gebracht. In den 1930-er Jahren waren hier auf 2.400 Quadratmetern 1.900 Pflanzenarten zu sehen. 1937 verkaufte die Stadt Linz das Areal aber an den „Verein der Ärzte“, die dort die heutige Ärztekammer errichteten. Der Garten sollte zum Petrinum in Urfahr umgesiedelt werden. Die dortige verkrautete „Gstettn“ erwies sich jedoch als denkbar ungeeignet, sodass die Pflanzen in eine Friedhofsgärtnerei gebracht wurden, wo sie den Bombenangriffen im 2. Weltkrieg zum Opfer fielen. Die wenigen „überlebenden“ Exemplare brachte der „Obergärtner“ Rettich in der Stadtgärtnerei Harbach in Sicherheit.
1950 schließlich wurde eine 1,8 Hektar große Fläche an der Roseggerstraße für die Anlage eines neuen Botanischen Gartens gewidmet. Am 5. Mai 1952 wurde dieser durch Bürgermeister Dr. Ernst Koref eröffnet und der Bevölkerung übergeben. In den 1960er-Jahren wurde das Areal durch Grundankäufe schrittweise erweitert – das „Juwel“ auf der Gugl war geboren.