70 Jahre Botanischer Garten
12.000 verschiedene Pflanzenarten in der 4,2 Hektar großen Anlage
Seit nunmehr sieben Jahrzehnten zählt der Botanische Garten auf der Gugl zu den Top 3 der beliebtesten Ausflugsziele in Linz. Vor der Coronapandemie pilgerten jährlich an die 100.000 Besucherinnen und Besucher aus Nah und Fern in das botanische Schmuckkästchen, um hier Erholung, Entspannung und engste Verbundenheit mit der Natur zu finden. Mehr als 12.000 verschiedene Pflanzenarten verzaubern heute Menschen aller Generationen auf dem etwa 4,2 Hektar großen Areal und sorgen mit ihren Düften, ihrem Farben- und Formenreichtum für ein Erlebnis der Sinne. Das hohe nationale und internationale Standing der Anlage bestätigt in eindrucksvoller Manier die engagierte und ambitionierte Arbeit des Teams rund um Dr. Friedrich Schwarz, der den Garten seit 2005 leitet. Das botanische Juwel befindet sich seit 1952 an seinem jetzigen Standort an der Roseggerstraße und besticht einerseits durch seine hohe Pflanzen- und Erholungsqualität, andererseits hat sich die Einrichtung auch als attraktive Eventlocation weit über die Grenzen hinaus positioniert.
Festtag für Alle am 14. Mai
Am Samstag, 14. Mai 2022 feiert der Botanische Garten sein 70-jähriges Jubiläum mit buntem Bühnenprogramm, moderiert von Karl Ploberger, Musik- und Showeinlagen, Standlmarkt, Kinderangeboten und vielem mehr. An diesem Wochenende gilt von 9-19 Uhr freier Eintritt für alle.
Insgesamt 108 verschiedene Veranstaltungen finden im Jubiläumsjahr auf der Anlage statt. Die Ausstellung „Botanische Fleischfresser – die fantastische Welt der carnivoren Pflanzen“, öffnet am Festtag ihre Pforten. In Kooperation mit der „Gesellschaft für Fleischfressende Pflanzen“ werden im Glashaus ganz besondere Pflanzen zu sehen sein. Gleichzeitig widmet sich „Apfel, Ahorn, Avocado – Bäume und Menschen im Spannungsfeld“ einem sehr aktuellen Thema. Die Ausstellung wird in Kooperation mit Südwind OÖ und dem Klimabündnis erstellt. Im Freiland werden auch alle jene Baumarten präsentiert, die in Linz auf öffentlichen Flächen gepflanzt werden.
In der Reihe „Wort & Klang“ wird der Garten zur Bühne. Von Mai bis August finden 13 Konzerte inmitten der prachtvollen Naturkulisse statt. Besonders hervorzuheben ist das Gastspiel des Hard-Chors mit Liedern der Geschwister Fanny Hensel und Felix Mendelsohn Bartholdy. Die Konzerte am 21. und 22. Mai sind dank einer Kooperation mit dem Brucknerhaus möglich und beinhalten auch eine Führung durch den Botanischen Garten. Weitere Highlights sind die Konzerte von Timna Brauer am 15. Juni, von der Newcomerin Neiyla, die am 13. Juli im Botanischen Garten auftreten wird, sowie Jessie Ann am 27. Juli.
Die Gartenspezialist*innen im Botanischen Garten geben ihr Wissen auch gerne weiter. Bei der Gartenpraxis erhalten Interessierte Tipps und Tricks direkt vom Profi zu verschiedensten Themen, vom richtigen Pflanzenschnitt über Schädlingsbekämpfung und Pflege bei Zimmerpflanzen.
Seit 1952 am heutigen Standort
Am 5. Mai 1952 wurde der Botanische Garten von Bürgermeister Dr. Ernst Koref feierlich eröffnet, nachdem bereits ein Jahr nach Ende des Zweiten Weltkriegs im Jahr 1946 ein entsprechender Antrag vom Landesschulrat für Oberösterreich gestellt wurde. Es war eine mutige, weitblickende Entscheidung der Stadt Linz in schwierigen Zeiten, auf die wir heute noch stolz sein können!
Die von Gartenarchitekt Rudolf Hirschmann geplante Anlage wurde 1965 Richtung Westen auf 4,2 Hektar erweitert und zählt heute zu den herausragenden Gartenanlagen Österreichs und Europas.
Der erste Botanische Garten entstand 1833 beim Aloisianum am Freinberg. 1900 errichtete der Verein für Naturkunde einen Botanischen Garten an der Dinghoferstraße, den die Stadt Linz 1926 als öffentliche Einrichtung übernommen hat. Wegen der Verbauung des Areals musste der Garten 1936 weichen. Die Pflanzenbestände wurden so gut es ging von der Stadtgärtnerei übernommen. Im Jahr 1950 wurde dann die 1,8 ha große Fläche an der Roseggerstraße für die Anlage des neuen Botanischen Gartens gewidmet.
Seit 2005 ist der Botanische Garten mit der Naturkundlichen Station verbunden. Diese Einrichtung der Stadt Linz beschäftigt sich mit Natur- und Artenschutz sowie Stadtökologie. Sie feiert im kommenden Jahr ihr 70jähriges Bestandsjubiläum.
Die kleinsten, giftigsten, größten und gefräßigsten Pflanzen
Unter den 12.000 verschiedenen Pflanzenarten befinden sich die weltweiten Rekordhalter in Punkto Größe und Wesen. Die Zwergwasserlinse ist die kleinste Blütenpflanze der Welt, auch „Entengrütze“ genannt. Am anderen Ende der Skala befinden sich die Mammutbäume, die mehr als 1.000 Jahre alt werden und einen Stammumfang von 20 Metern erreichen können. Im Tropenhaus gedeiht eine große Sammlung an Fleischfressern, die ursprünglich in Sumpfregenwäldern vorkommen. Aus der Familie der Hahnenfußgewächse stammt der extrem giftige „Blaue Eisenhut“. Zu den besonderen Stars des Botanischen Gartens zählt die „Fockea edulis“, mit mehr als 400 Jahren eine der ältesten in Kultur befindlichen Topfpflanzen.
Zirka 400 Jahre hat die „Fockea edulis“ auf dem Buckel und ist damit weltweit eine der ältesten in Kultur befindlichen Topfpflanzen. Foto: Stadt Linz
20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter rund um Gartenleiter Friedrich Schwarz kümmern sich um ihre Schützlinge, kultivieren Pflanzen aus aller Welt und präsentieren diese ansprechend für die Besucherinnen und Besucher. Zudem können viele vor dem Aussterben bedrohte Arten auf diesem Weg erhalten werden.
Samentauschbörse
Das Team des Botanischen Gartens betreibt einen „Internationaler Samentausch zwischen Botanischen Gärten“. In dem Katalog sind 500 verschiedene Samenarten aufgelistet und der wird an etwa 450 Botanische Gärten weltweit verschickt. Die Gärten bestellen daraus dann alles, was sie für die eigene Anlage brauchen. Tausende Keimlinge aus Linz sprießen inzwischen auf der ganzen Welt.
Themenschilder leiten durch die Anlage
Die Besucher*nnen des Botanischen Gartens erhalten durch eine neue Beschilderung einen noch besseren Einblick in die Vielfalt der Themen und Pflanzen der Anlage. Alle 37 Themen des Gartens werden auf den neuen Schildern mit kurzen, prägnanten Informationen zweisprachig (Deutsch/Englisch) beschrieben. Das betrifft die fünf verschiedenen Schauhäuser genauso wie Gartenbereiche, die man bei einem Rundgang streift – ob Alpinum, Senkgarten, Rosengarten, Heidegarten, Auwald, Pfingstrosenweg, asiatische und amerikanische Gehölze, Steppengarten oder Heil- und Nutzpflanzengarten. Zur Orientierung sind auf einem Übersichtsplan die jeweiligen Themen, wo man sich befindet, rot markiert.
Pavillon aus Holz von Studierenden der Kunstuni Linz
Studierende von BASEhabitat – ein Studio der Architekturabteilung an der Kunstuniversität Linz – bereicherten 2021 den Botanischen Garten mit einem luftigen Bauwerk. Ein Pavillon aus Holz wurde in der eindrucksvollen Gartenlandschaft auf einer Fläche von etwa 25 Quadratmetern errichtet. Der Pavillon ist inspiriert von organischen Formen der Pilze, Blätter und dem Unterholz. Der Grundriss ist auf einem einfachen Raster aus Holzstäben aufgebaut, die die organische Form bilden. Im Inneren lädt eine Bank zum Verweilen und Beobachten ein. Gegenüber ist eine Fläche für Informationstafeln zum Thema Naturgarten angebracht. Zudem gibt es Öffnungen, die einen gezielten Blick in die Natur schaffen. Der Pavillon ist zentrales Element des von der Naturkundlichen Station neu konzipierten Naturgartens, der Information und Anregung für Gartenbesitzer*innen bieten soll, wie man die Natur vor der eigenen Haustür am besten fördern kann, wie z.B. Insektenhotel, Blumenwiese, Steinmauer, Totholzhaufen für Igel, Wildstrauchhecke u.v.m.
Arboretum
Das Arboretum ist eine Sammlung von Gehölzen aus aller Welt, die ausgepflanzt werden, um Erkenntnisse bezüglich ihrer Tauglichkeit für die Verwendung zu erlangen. Es befindet sich am südwestlichen Abhang des Freinberges unterhalb des Jesuitenklosters und umfasst ein Areal von zirka acht Hektar. Die Anlage erstreckt sich rund um den ehemaligen denkmalgeschützten Bauernhof (Thurnermeisterhof), in dem die Gärtnerei und Baumschule des Geschäftsbereiches Stadtgrün und Straßenbetreuung der Stadt Linz untergebracht sind. Das Arboretum ist als öffentliche Grünanlage für die Bevölkerung zugänglich und durch Wege und Ruheplätze erschlossen.
Investitionen in die Zukunft
Um die Attraktivität der Anlage weiterhin gewährleisten zu können, sind einige Investitionen notwendig. Die Glashäuser bedürfen einer Erneuerung, die in den kommenden Monaten in Angriff genommen werden.