Trotz Erholung: Lage am Linzer Arbeitsmarkt ist noch nicht entspannt
Bürgermeister Klaus Luger: Bis zur nachhaltigen Erholung noch ein weiter Weg
Die Erholung am Arbeitsmarkt wirkt sich auch auf die Arbeitslosenzahlen in Linz aus. Im Vergleich zum Juni 2020 sind es um knapp 30 Prozent weniger. So sank die Zahl der arbeitslosen Männer innerhalb der letzten 12 Monate um 32 Prozent, die Zahl der arbeitslosen Frauen um rund 25 Prozent. Zuletzt waren 53 Prozent der Arbeitssuchenden Männer, 47 Prozent Frauen. Ein Vergleich zum Vormonat Mai zeigt eine Senkung der Gesamtzahl von Arbeitslosen um etwa acht Prozent. Am Höhepunkt der Krise im Dezember 2020 verzeichnete Linz knapp 12.000 Arbeitslose – das waren um 55 Prozent mehr als jetzt.
„Die Maßnahmen der Stadt wie das 65 Millionen Euro umfassende Konjunkturpaket Pakt für Linz zeigen bereits Wirkung. Es ist erfreulich, dass die Zahl der Arbeitslosen derzeit leicht rückläufig ist. Aber mit 7.600 Menschen ohne Beschäftigung zum Stichtag 30. Juni 2021 sind verglichen mit dem selben Monat 2019, also vor der Krise, noch immer um 10 Prozent mehr Menschen in Linz ohne Arbeit. Wir dürfen uns also nicht auf den erreichten Erfolgen ausruhen, sondern müssen weiterhin gegensteuern. Erst mit Auslaufen der Kurzarbeit und der Einstellung der Coronahilfen durch den Bund wird sich herausstellen, wie durchgreifend die aktuelle Erholung am Arbeitsmarkt tatsächlich ist.“
Bürgermeister Klaus Luger
So gelte es, ein dauerhaft hohes Beschäftigungsniveau abzusichern und einer Negativspirale durch Unternehmen, die nach Ende der Hilfen vor einer unsicheren Zukunft stehen, entgegenzuwirken. „Mit dem von allen politischen Parteien mitgetragenen Pakt für Linz befinden wir uns auf dem richtigen Weg.“
Langzeitarbeitslosigkeit als größtes Problem: Verdoppelung binnen eines Jahres
Besonders wichtig ist es aus Sicht der Stadt Linz, der nach wie vor zu hohen Zahl an Langzeitarbeitslosen mit dem von Linz unterstützen Modell „JobRestart“ entgegenzuwirken, das an die Aktion 20.000 anknüpft. Denn im Vorkrisenjahr 2019 waren nur etwa 16 Prozent der Arbeitssuchenden länger als ein Jahr arbeitslos gemeldet. Derzeit sind bereits fast ein Drittel der AMS-KlientInnen länger als ein Jahr auf Arbeitssuche. Vor allem für Menschen, die schon längere Zeit ohne Beschäftigung sind, wird eine Wiedereingliederung daher noch schwieriger als bisher. So finden im Rahmen von Jobrestart ca. 120 Langzeitarbeitslose eine Beschäftigung im Magistrat. Auch eine Zuweisung an Unternehmen der Unternehmensgruppe Linz (UGL) ist gedacht.
Die städtischen Maßnahmen helfen, reichen allein im Kampf gegen die Folgen der Krise jedoch nicht aus. „Derzeit ist noch nicht abzusehen, wie viele Betriebe nach Auslaufen der coronabedingten Bundesförderungen langfristig in Liquiditätsschwierigkeiten bzw. Konkurse geraten, was die Situation langfristig verschärfen könnte. Mit dem Wegfall der Kurzarbeit und der staatlichen Unterstützungen droht vielen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern das existentielle Aus. Wir sind es besonders jenen Menschen schuldig zu helfen, die aus den verschiedensten Gründen ohnehin von der Gesellschaft benachteiligt sind und keine Stelle finden. Vor allem für Menschen über dem 50. Lebensjahr ist es heute extrem schwer, eine Beschäftigung zu finden. Linz ist eine Lebensstadt, zu deren Standbeinen die Solidarität mit den Schwächsten der Gesellschaft gehört“, so Luger weiter.
2020: Rekordarbeitslosigkeit durch Corona
Die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie trafen den Wirtschaftsstandort Linz besonders stark. Trotz Kurzarbeit waren bereits im ersten Lockdown im März des Vorjahres um 60 Prozent mehr Linzerinnen und Linzer arbeitslos gemeldet als im März 2019. Das ist ein Höchstwert in der vergangenen Dekade.
Auch davor, in den Jahren 2012 bis 2016, stieg die absolute Zahl arbeitslos gemeldeter Personen in der Landeshauptstadt – abgesehen von saisonbedingten Schwankungen – stetig an. Wurden in Folge für Linz von März 2017 bis Juli 2019 noch sinkende Arbeitslosenzahlen verzeichnet, ist seit September 2019 ein stetiger Aufwärtstrend zu verzeichnen.
Quelle: Stadtforschung Linz / Stand 30. Juni 2021
Linz liegt leicht unter bundesweiter Arbeitslosigkeit, ältere ArbeitnehmerInnen zusehends chancenloser
Verglichen mit 7 Prozent Arbeitslosen im Bundesdurchschnitt liegt Linz-Stadt mit hochgerechnet 6,3 Prozent unter dem österreichischen Schnitt, jedoch über dem Schnitt des Bundeslandes OÖ (4,3 Prozent). Die Zahl der Schulungs-TeilnehmerInnen stieg von 2.151 im Vorjahr auf 2.550. Dies lässt sich mit den mehrmaligen Lockdowns begründen, da beispielsweise ArbeitnehmerInnen in der Gastronomie nach anderen Betätigungsfeldern suchten und eine erhöhte Jobfluktuation entstand.
Der Statistik zufolge besteht bei jenen Personen im Alter bis zu 50 Jahren eine überdurchschnittliche Erholung. Die Reduzierung der Arbeitslosenrate bei über 55-Jährigen fällt weiter träge aus. Folglich sind etwa ein Drittel der Arbeitslosen im Juni 2021 über 50 Jahre alt.
„Neben Besetzungsproblemen bei vielen offenen Stellen plagt uns die Sorge um die vielen Langzeitarbeitslosen. Trotz großzügiger Förderangebote gelingt es nur schwer, diese Personengruppe wieder am Arbeitsmarkt zu integrieren. 41 Prozent aller Langzeitarbeitslosen sind älter als 55 Jahre. Die Zahl der Beschäftigten ist natürlich deutlich höher als im letzten Jahr“, sagt Elisabeth Wolfsegger, Leiterin des AMS Linz.
Entspannung am Lehrstellenmarkt
Demgegenüber zeichnet sich jedoch eine deutliche Entspannung am Lehrstellenmarkt ab: Die Zahl der offenen Lehrstellen erhöhte sich im um 46 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Entsprechend diametral sank die Zahl der „verfügbaren“ Lehrstellensuchenden.
Nur 2.555 offenen Stellen 2020 stehen aktuell beinahe doppelt so viele offene Stellen (5.550) gegenüber.
Seit 4 Monaten Rückgang der Arbeitslosigkeit
Die durchschnittliche Jahresarbeitslosenquote für ganz Österreich betrug im Jahr 2020 knapp 10 Prozent. Derzeit erreicht diese österreichweit 7 Prozent. Linz liegt mit einem Wert von 6,8 Prozent im hinteren Mittelfeld unseres Bundeslandes. Seit vier Monaten geht die Arbeitslosenzahl in kontinuierlich zurück. Im Vergleich zum übrigen Oberösterreich ist die Arbeitslosigkeit in Linz um knapp 30 Prozent zurückgegangen, in den umliegenden Bezirken war dieser Rückgang jedoch ausgeprägter als im Zentralraum.
Mit dem „Pakt für Linz“ gegen Arbeitslosigkeit ansteuern, Solidaritätsfonds hilft rasch
„Die Erholung am Arbeitsmarkt ist merklich, aber wir dürfen jetzt nicht die Hände in den Schoss legen. Bereits wenige Tage nach dem ersten, offiziell verordneten Lockdown schnürte die Stadt den Pakt für Linz zur Unterstützung besonders betroffener Menschen. Dazu kommen noch Förderungen, Projekte und Hilfspakete für Unternehmen, um Betriebe zu entlasten und Arbeitsplätze abzusichern. Erst vor wenigen Tagen wurde im Gemeinderat ein Paket beschlossen, mit dem den heimischen Gastronomiebetrieben bis zum Jahresende 900.000 Euro an Gebühren für die Benützung öffentlichen Guts erlassen werden“, sagt Finanzreferent Bürgermeister Luger.
„Auch der Solidaritätsfonds, der um einen Digitalisierungsbonus zum Beispiel für Home Schooling erweitert wurde, findet regen Anklang. 400 Linzerinnen und Linzer haben bereits Förderungen aus diesem Topf beantragt, 250 diesbezügliche Ansuchen konnten schon positiv erledigt werden“, schließt Luger.
7.500 Beschäftigte noch in Kurzarbeit – Arbeitslosigkeit droht wieder zu steigen
Mithilfe des Kurzarbeitsmodells konnte ebenso noch höheren Arbeitslosenzahlen entgegengewirkt werden. Das AMS zählt derzeit etwa 7.500 in Kurzarbeit befindliche Personen in Linz. Dabei kann im Vergleich zum Vorjahr desselben Monats ein starker Rückgang verzeichnet werden. So befanden sich im Juni 2020 noch über 38.000 Personen in Kurzarbeit. Der Großteil der in Kurzarbeit befindlichen Arbeitskräfte betrifft die Branchen Gastronomie bzw. Hotellerie sowie den Handel. Am geringsten fallen das Bau- und Baunebengewerbe sowie Gesundheit und Soziales ins Gewicht.