Prachtbau: Das Palais, in dem das Bürgertum tanzt(e)
Das Vereinshaus an der Landstraße ist seit über einem Jahrhundert ein Ort der Begegnung und der Feste. Gebaut für das aufstrebende Bürgertum des 19. Jahrhunderts, wurde es schnell zum kulturellen und gesellschaftlichen Mittelpunkt von Linz. Bis heute dient es als wichtiger Veranstaltungsort der Stadt.
„Jahre und Jahre seufzte die ganze Linzer Bevölkerung nach würdigen Sälen, nach würdigen Localitäten, wo sie sich versammeln konnte zu ernster Berathung und zu heiteren Festen. Das sociale und gesellschaftliche Leben in Linz litt geradezu unter dem Mangel solcher Räumlichkeiten, und wir sind überzeugt, dass dasselbe, wenn das Vereinshaus einmal fertig ist, einen neuen Aufschwung nehmen wird.“ Also schrieb die „Tages-Post“, die Vorgängerzeitung der OÖN, im Dezember 1896.
Vereinshaus des aufstrebenden Bürgertums
Die Redoutensäle gab es da zwar schon, jedoch waren sie eher eine Bühne für den Adel. Kein Wunder, dass das aufstrebende Bürgertum Ende des 19. Jahrhunderts ein eigenes Haus anstrebte, das sowohl praktischen wie repräsentativen Zwecken dienen sollte. Der „Verein junger Kaufleute in Linz“ war 1867 von dem jungen Handelsangestellten Franz Dimmel und 10 seiner Berufskollegen gegründet worden. Bezeichnend für Zeit und Stand sollte der erste Obmann jedoch nicht Dimmel sondern sein Chef, Peter von Nagel, werden.
Innerhalb kurzer Zeit wurde der Verein zu einer Linzer Institution, die gemieteten Räumlichkeiten zu klein und die Sehnsucht nach einem eigenen Domizil größer und größer. Am 14. April 1892 fiel der Beschluss, ein solches zu bauen. Und dieses prachtvolle Jahrhundertwende-Palais an prominentem Ort an der heutigen Landstraße 49, das der Linzer Volksmund heute noch schlicht nur als „Vereinshaus“ bezeichnet, wurde ab 30. März 1896 errichtet.
Großzügige Förderung mit Bedingungen
Möglich wurde dies vor allem durch den wichtigsten Partner und Geldgeber des Kaufmännischen Vereins, der Sparkasse OÖ, damals „Allgemeine Sparcasse und Leihanstalt in Linz“. Eine der Bedingungen für die großzügige Förderung des Geldinsitiuts war es, zwei elegante Säle in das Bauwerk zu integrieren, wobei einer größer als der Redoutensaal werden musste. Die feierliche Eröffnung dieser Säle fand am 20. November 1898 statt, nicht zufällig zur Feier des 50. Thronjubiläums von Kaiser Franz Joseph I.
Die Stadt bekam damit ein geschäftliches und kulturelles Zentrum des Bürgertums. Und das ist es heute noch. Wer als Linzer:in noch nie auf einem Ball im Vereinshaus war – der muss generell nicht viel von Walzer tanzen halten.