Linz-Geschichte(n)

Martin Aichinger: Der Bauernführer, der auf dem Linzer Hauptplatz hingerichtet wurde

Der Bauernkrieg von 1626 ist vielen ein Begriff, vor allem die Geschichte von Stefan Fadinger und seinem Widerstand gegen die katholische Gegenreformation. Doch nur wenige wissen von der wenig beachteten, aber nicht minder dramatischen Revolte, die zehn Jahre später in Oberösterreich ausbrach: die sogenannte Machländische Bauernbewegung.

Martin Aichinger alias „Laimbauer“ – ein Sektenführer in der Riedmark

Der Bauernkrieg von 1626 und dessen tragischer Held Stefan Fadinger sind im Schulunterricht in Oberösterreich verankert und darum im kollektiven Gedächtnis. Kaum bekannt ist jedoch, dass es etwa zehn Jahre nach dem von der katholischen Gegenreformation niedergeschlagenen Aufstand protestantischer Bauern einen weiteren gab: den der sogenannten Machländischen Bauernbewegung. Wie der Name schon sagt, war ihr Ursprung in der Riedmark im heutigen Bezirk Perg, weil ihr Anführer Martin Aichinger vulgo Laimbauer (1592-1636) aus Luftenberg stammte. Vergessen (gemacht) wurde die Revolte wahrscheinlich, weil sie nicht nur mit einem entsetzlichen Gemetzel endete, sondern weil „der Laimbauer“ eine gelinde gesagt etwas merkwürdige Auffassung von Protestantismus hatte.

Anders gesagt: Er war das, was man heute einen Sekten-Guru nennt. Das drückte sich nicht nur dadurch aus, dass er behauptete, von Gott höchstselbst zu seinem Tun beauftragt worden zu sein, sondern auch in „magischen“ Riten und nächtlichen Prozessionen seiner Anhänger in geisterhaften weißen Gewändern. Vier Jahre versuchte die Obrigkeit seiner habhaft zu werden. Vergeblich. Bis Pfingsten 1636 die Landstände ein 2.700 Mann starkes Heer mobilisierten. Nach einigen Scharmützeln mit dessen Vorhut, welche die Jünger Aichingers noch abwehren konnten, verschanzten sich am Pfingstmontag etwa 300 seiner Getreuen in der Kirche auf dem Frankenberg in der heutigen Gemeinde Langenstein. Fest glaubend, dass ihnen eine mythische Armee aus Engeln unter Führung von Kaiser Friedrich Barbarossa – der zu diesem Zeitpunkt bereits seit 450 Jahren tot war – zu Hilfe kommen würde. Man kann sich den Ausgang der nun folgenden Schlacht zwar denken, aber dann doch nicht, wie grausam sie durchgeführt wurde.

Hingerichtet auf dem Linzer Hauptplatz: Das tragische Ende von Martin Aichinger

Die Landsknechte unter ihrem Kommandanten Graf Kaspar von Starhemberg (1598-1646) brannten nicht nur alles nieder – inklusive der Kirche, von der heute nur ein Mauerrest von ihrer einstigen Existenz zeugt. Sie töteten auch so gut wie alle Getreuen des Laimbauern, einschließlich Frauen und Kinder. Die wenigen Überlebenden, darunter Aichinger selbst und sein vierjähriger Sohn, wurden nach Linz getrieben, wo über sie ein Schauprozess eröffnet wurde. Danach wurden sie in einer groß angelegten öffentlichen Hinrichtung auf dem Linzer Hauptplatz mit glühenden Zangen malträtiert, enthauptet und gevierteilt. Bemerkenswerte Schlussnote: 1903 quartierte sich ein 14-jähriger Realschüler aus Linz auf eigene Faust in St. Geogen an der Gusen ein, um diesem ihn extrem faszinierenden grausigen Ereignis an den Originalschauplätzen näher auf den Grund zu gehen. Sein Name: Adolf Hitler.

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