Leben & Stadt

Stadt Linz verstärkt Maßnahmen für Gewaltschutz

 Ressortübergreifender Schulterschluss bringt umfangreiches Angebot zu Gewaltprävention auf Schiene

Österreich zählt dieses Jahr bereits zehn Femizide und 20 Mordversuche beziehungsweise schwere Fälle von Gewalt an Frauen. Bundesweit ist laut Statistik Austria jede dritte Frau von körperlicher und/oder sexueller Gewalt innerhalb oder außerhalb von intimen Beziehungen (erlebt ab dem Alter von 15 Jahren) betroffen – das sind nahezu 35 Prozent der weiblichen Bevölkerung. In einem ressortübergreifenden Schulterschluss setzt die Stadtpolitik eine Vielzahl an Maßnahmen für Gewaltschutz, in der Täterarbeit sowie in der Beratung und Prävention von Gewalt.

Bereits Anfang dieses Jahres haben auf Initiative der Linzer Frauenstadträtin Mag.a Eva Schobesberger und Bürgermeister Klaus Luger, Sozialreferentin Vizebürgermeisterin Karin Hörzing sowie Sicherheitsstadtrat Dr. Michael Raml gemeinsam namhafte Expert*innen von Frauen – sowie Gewaltschutzorganisationen, der Täterberatung und der Polizei zu einem Austausch-Treffen hinsichtlich Männergewalt gegen Frauen eingeladen. Die Stadt Linz setzt das gesamte Jahr über zahlreiche bewusstseinsbildende und präventive Maßnahmen, um Gewalt und Übergriffe zu verhindern, bietet aber auch kostenlose Angebote, um Opfer zu schützen und zu unterstützen.

„Gewalt soll in unserer Stadt keinen Raum haben! Das ist insgesamt ein zentrales Anliegen der Stadt Linz. Daher ist es ein richtiges Zeichen, dass wir ressortübergreifend daran arbeiten, die bereits bestehenden, umfangreichen Gewaltschutzmaßnahmen der Stadt Linz auch künftig zu evaluieren und gezielt zu verstärken. Gleichzeitig möchte ich die Gelegenheit nutzen, um allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu danken, die für den Gewaltschutz in unserer Stadt arbeiten“, betont Bürgermeister Klaus Luger.

„Corona, Krieg, Teuerung und Klimawandel – all diese Krisen lassen die Belastungen für Linzerinnen und Linzer massiv steigen. Wir sehen, dass psychosoziale Probleme dramatisch zugenommen haben und es gibt aktuell leider keine Anzeichen, dass sich die Lage bald entspannt. Die Stadt Linz hat deshalb in ihrem Einflussbereich auf den steigenden Bedarf nach Beratung und Therapie reagiert. Hervorheben möchte ich diesbezüglich die neue psychologische Beratungsstelle im Eltern-Kind-Zentrum Ebelsberg. Auch das Familienzentrum Pichling mit dem Programmschwerpunkten Väterarbeit, Männerberatung und Gewaltprävention sorgen für ein professionelles Angebot. Natürlich wird auch in den städtischen Kinderbildungseinrichtungen in puncto Gewaltschutz sensibel und auf die Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen abgestimmt gearbeitet“, sagt Sozialreferentin Vizebürgermeisterin Karin Hörzing.

„Jede dritte Frau zwischen 18 und 74 Jahren in Österreich hat laut Studie der Statistik Austria ab dem Alter von 15 Jahren körperliche und/oder sexuelle Gewalt erlebt. Frauenmorde sind die folgenschwerste Eskalation von patriarchalischen Mustern und von männlichem Besitz- und Anspruchsdenken. Wir müssen alles tun, was in unserer Macht steht, um dem zu begegnen. Das bedeutet, dass wir auf allen Ebenen und daher auch in allen städtischen Bereichen Maßnahmen setzen müssen. Ich bin deshalb sehr froh, dass Gewaltschutz nicht nur im Frauenbüro sondern nun ressortübergreifend ein Schwerpunkt der Stadt Linz wird “, betont Frauenstadträtin Mag.a Eva Schobesberger.

„Gewalt in jedweder Form ist aufs Schärfste zu verurteilen. Insbesondere Gewalt gegen Frauen ist ein ernsthaftes gesellschaftliches Problem. Als Sicherheitsreferent der Stadt Linz ist es mir ein besonders Anliegen, hierzu Maßnahmen zu unterstützen, die Gewalt eindämmen. Seitens des Sicherheitsressorts werden laufend kostenlose Selbstverteidigungskurse für Mädchen und Frauen angeboten. Tipps und Tricks von Experten können einen wichtigen Beitrag für die eigene Sicherheit leisten. Noch zielführender ist, bei der Gewaltprävention anzusetzen, auch hier sind bereits Projekte geplant“, informiert Sicherheitsstadtrat Dr. Michael Raml.

Inhaltsverzeichnis

Projekte für mehr Gewaltschutz und Gewaltprävention

Neue Projekte, die mittels einer Subventionen der Stadt Linz unterstützt werden, legen einen Fokus auf Gewaltschutz und –prävention:

StoP – Stadtteile ohne Partnergewalt (Subventionswerber*in: Frauenhaus Linz)

StoP – Stadtteile ohne Partnergewalt ist ein nachhaltiges und zukunftsorientiertes Gesamtpaket der Gewaltprävention, durch das alle Menschen, insbesondere Nachbar*innen eingeladen und befähigt werden, sich aktiv gegen Femizide, häusliche Gewalt an Frauen und Kindern bzw. Partnergewalt zu engagieren. Die erschütternden Zahlen an Femiziden machen deutlich, dass es als Ergänzung und Bereicherung der bewährten und professionellen Arbeit von Frauenhäusern und Frauenberatungseinrichtungen, Opferschutz und Täterarbeit sowie Polizei und Justiz einen neuen innovativen Ansatz in der Gewaltprävention gegen Gewalt an Frauen und Kindern braucht. Das Projekt StoP wurde 2021 zuerst im Stadtteil Urfahr umgesetzt. Der erste Ausbauschritt (Stadtteil Franckviertel) erhielt vom Frauenbüro der Stadt Linz im Jahr 2022 eine Subvention idHv. 25.000 Euro. Für 2023 ist der Erhalt des Projekts an beiden Standorten (Urfahr und Franckviertel) mit einer Subvention in Höhe von 50.000 Euro, (25.000 Euro aus den Mitteln des Frauenbüros und 25.000 Euro aus dem Sozialressort) geplant.

Selbstverteidigungskurs für Sexarbeiterinnen (Subventionswerber*in: LENA – Caritas-Beratungsstelle für Menschen, die in der Sexarbeit tätig sind oder waren)

Auslöser für dieses Projekt war die durch LENA wahrgenommene Unsicherheit von Sexarbeiter*innen bei der aufsuchenden Sozialarbeit in Bordellen in Oberösterreich aufgrund des Femizids an einer Sexarbeiter*in im September 2022 in Ternberg.

Um hier entgegenzuwirken, finanzierte das Frauenbüro der Stadt Linz einen spezifischen Selbstverteidigungskurs für Sexarbeiter*innen mit.

Frauenressort der Stadt Linz setzt Schwerpunkte gegen Gewalt

Gewaltprävention und Gewaltschutz stellen einen wesentlichen Arbeitsschwerpunkt im städtischen Frauenressort und insgesamt ein zentrales Anliegen der Stadt Linz dar.

„Insgesamt haben die vergangenen „Corona-Jahre“ dazu geführt, dass traditionelle Rollenbilder wieder verstärkt auf (junge) Frauen einprasseln. Dem steuert das städtische Frauenbüro bewusst entgegen. Workshops, Aktionstage und verschiedene Veranstaltungen sollen gesellschaftliche Rollenbilder als solche entlarven. Mädchen und Frauen werden darin gestärkt, ihre Kompetenzen, Fähigkeiten, Leidenschaften nicht nur zu erkennen, sondern auch nach ihnen zu handeln und ihre Wege zu gehen. Es geht um Freiheit, Selbstbewusstsein und Eigenständigkeit,“ erklärt Frauenstadträtin Mag.a Eva Schobesberger.

Sticker Frauenhelpline

Die Frauenhelpline bietet Hilfe für gewaltbetroffene Frauen und zwar anonym, kostenlos und rund um die Uhr. Die Sticker sind aus elektrostatischem Material (ohne Klebstoff) und können somit rückstandslos entfernt werden. Eine kostenlose Bestellung ist jederzeit unter frauenbuero@mag.linz.at möglich.

 

Frauenhelpline auf Kassenbons der Stadt Linz

Seit Mai 2022 findet sich auf den Rechnungen der Stadt Linz folgender Hinweis auf die Frauenhelpline:
FRAUENHELPLINE GEGEN GEWALT
0800 222 555

Ausschreibung zum Thema „Femizide“ – ein Sensibilisierungsprojekt in Kooperation mit Kunstuniversität Linz

Gegenstand des Wettbewerbs ist die künstlerische Gestaltung eines Banners, welches das Thema „Femizide“ sichtbar und erlebbar macht und im öffentlichen Raum gezeigt werden soll (z.B. Bauzaungitter, bei Veranstaltungen, etc.). Ziel des Banners besteht darin, auf die dramatische Situation in Österreich hinzuweisen und darauf, dass patriarchale Strukturen und damit verbundene Männergewalt eine reale Bedrohung für Frauen darstellen. Die Preisübergabe erfolgt Ende Juni.

Feministische Aktionswoche im Enter_tainer mit einem Schwerpunkt in Gewaltschutz

Mit dem bunten Container direkt vor dem Alten Rathaus schaffte die Stadt Linz eine Bühne für moderne Verwaltung und Vernetzung.

Im Mai präsentiert sich der Geschäftsbereich Personal und Zentrale Services mit seinen unterschiedlichen Aufgaben. Den Start machte vergangene Woche das Frauenbüro der Stadt Linz, welches von 2. bis 6. Mai den preisgekrönten ENTER_TAINER gemeinsam mit Kooperationspartner*innen bespielte. Der Schwerpunkt lag in Gewaltschutz und Gewaltprävention. Gemeinsam mit fünf Kooperationspartner*innen zeigte das Frauenbüro beispielhaft auf, welche Unterstützungsangebote dazu in Linz bestehen. Zahlreiche Passant*innen und Interessierte erhielten so einen Einblick in grundlegende Gewaltschutzmaßnahmen in Linz.

Diesjähriger Frauenpreis der Stadt Linz fördert Kampf gegen sexuelle Belästigung: #CatcallsofLinz

Die CatcallsofLinz gewannen mit ihrem Projekt „Wir kreiden (verbale) sexuelle Belästigung an“ den Frauenpreis der Stadt Linz 2023. Catcalls sind unerwünschte, unangemessene, sexuell anzügliche Kommentare, Geräusche und Zurufe, denen man von meist fremden Personen auf offener Straße ausgesetzt ist. Ein Catcall ist kein Dialog auf Augenhöhe, er löst Gefühle der Unsicherheit, Unterlegenheit und Unwohlsein aus und kann ein traumatisches Erlebnis sein.

Die beiden Aktivistinnen von #CatcallsofLinz Mara und Mariella leisten mit ihrer ehrenamtlichen Initiative eine herausragende Bewusstseinsarbeit und sagen so Sexismus den Kampf an.

Darauf aufbauend werden aktuell in Zusammenarbeit mit dem Frauenbüro Linzerinnen aufgefordert, ihre Erfahrungen mit (verbaler) sexueller Belästigung im öffentlichen Raum einzumelden. Dafür wurden Postkarten gedruckt, verteilt und können anonym an das Frauenbüro zurückgeschickt werden. Während der „FRAUENBÜRO goes ENTER_TAINER“-Woche fand bereits eine erste Ankreide-Aktion mit den #CatcallsofLinz vor dem Alten Rathaus statt. Eine weitere Ankreide-Aktion folgt im Juli.

SOLANGE-Projekt

Gewalt gegen Frauen und Mädchen – ob in Beziehungen, am Arbeitsplatz, physisch oder psychisch betrifft die gesamte Gesellschaft, weil sie in allen sozialen Schichten, unabhängig von Herkunft und Religion vorkommt und Frauenleben zerstört. Als offene, fortschrittliche Gesellschaft müssen wir uns klar gegen jede Form der Gewalt gegen Mädchen und Frauen positionieren. Grundvoraussetzung dafür ist Geschlechtergerechtigkeit.

Mit der Tiroler Künstlerin Katharina Cibulka und in Kooperation mit der Kunstuniversität Linz startete das städtische Frauenbüro einen Aufruf: Linzer*innen und Studierende der Kunstuniversität waren aufgefordert, Sätze einzusenden, die mit „Solange“ beginnen und mit „bin ich Feminist:in“ enden.

Durch die außergewöhnlich hohe Teilnahme von Interessierten in Linz langten mehr als 450 SOLANGE-Sätze ein. Als Hauptthemen kristallisierten sich Gewalt gegen Frauen sowie der Wert von Frauenarbeit und unfaire Entlohnung heraus. Inhaltlicher Schwerpunkt lag dabei in Übereinstimmung mit dem Frauenbüro der Stadt Linz, der Kunstuniversität Linz und mit der Künstlerin Katharina Cibulka auf dem Thema Gewalt gegen Frauen.

Der finale SOLANGE-Satz „Solange aus Liebe mit einem Schlag Gewalt wird, bin ich Feminist:in“ wurde, wie vorgesehen, in einem intensiven Textprozess unter Federführung der Künstlerin Katharina Cibulka und ihrem Team basierend auf den eingereichten Sätzen erstellt und gemeinsam mit den Kooperationspartner*innen der Kunstuniversität Linz und dem Frauenbüro der Stadt Linz ausgewählt.

Der Satz wurde per Hand auf ein Netz gestickt und ist auf einem Baugerüst am Gebäude der Kunstuniversität Linz am Hauptplatz 8 (donauseitig) die nächsten Monate sichtbar.

Ausgewählte SOLANGE-Einreichungen werden sowohl auf den Social Media Kanälen der Kunstuniversität und des Frauenbüros als auch auf Veranstaltungen des Frauenbüros aufgegriffen, um so einen breiten Wirkungskreis zu erreichen.

Maria Schwarz-Schlöglmann Lecture zum Gewaltschutz

Die 2019 ins Leben gerufene Veranstaltungsreihe an der Johannes-Kepler-Universität (JKU) steht im Zeichen des Gedenkens an Maria Schwarz-Schlöglmann (1958 – 2018), Gründerin und langjährige Geschäftsführerin des Gewaltschutzzentrums Oberösterreich. Maria Schwarz-Schlöglmann, setzte sich unermüdlich für die Rechte von Frauen und Gewaltopfern ein und verstand den Kampf gegen häusliche Gewalt auch als Kampf für die Rechte der Frauen. Die Maria Schwarz-Schlöglmann Lectures zum Gewaltschutz veranstaltet das Institut für Legal Genderstudies an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der JKU in Kooperation mit dem Frauenbüro der Stadt Linz und dem Gewaltschutzzentrum. Dabei soll die Auseinandersetzung mit Gewalt- und Opferschutz forciert und auf eine nachhaltige Basis gestellt werden. Das Veranstaltungsformat zielt vor allem auf den Konnex zwischen rechtswissenschaftlicher Expertise und Praxis ab: durch wissenschaftliche Vorträge, praxisnahe Diskussionen und interdisziplinären Austausch sollen Lösungsansätze entwickelt werden. Die 5. Maria Schwarz-Schlöglmann Lecture zum Gewaltschutz findet am 21. November 2023 statt.

Kostenlose Workshops und Veranstaltungen für städtische Bildungseinrichtungen

Das Frauenbüro der Stadt Linz bietet für Linzer Pflichtschulen beziehungsweise Kindergärten kostenlose Workshops und Veranstaltungen zu den Themen Gewaltschutz und Empowerment. Kooperiert wird beim Angebot des Frauenbüros mit zehn Organisationen. Mit dabei sind beispielsweise das autonome Frauenzentrum, der Verein PIA (Prävention, Beratung und Therapie bei sexueller Gewalt), der Verein Senia (eine Fachstelle für die Sexualität von Menschen mit geistiger, psychischer und körperlicher Beeinträchtigung bzw. Behinderung), sowie das Referat „Gender and Diversity Management“ der Johannes Kepler Universität, der Verein PROGES (maßgeschneiderte Gesundheits- und Päventionsangebote).

Folgende Workshops und Aktionstage zum Thema Gewaltprävention hält das Frauenbüro für städtische Schulen und Kindergärten bereit:

Mein kunterbuntes Bauchgefühl

Sexuelle Gewalt erweist sich noch immer als Tabuthema, und vor allem in der Präventionsarbeit bei Kindern im Volksschulalter besteht großer Aufholbedarf. Gemeinsam mit dem Verein PIA bietet das städtische Frauenbüro im Bereich der Präventionsarbeit Workshops für unterschiedliche Altersgruppen an, mit dem Ziel Fragen und Mythen zum Thema Sexualität zu adressieren. Kinder brauchen kompetente Begleiter*innen, um ihr Wissen über den eigenen Körper und seine Funktionen zu erweitern und um sich mit den eigenen Bedürfnissen und Grenzen, sowie Fragen zum Thema „Nein sagen“, guten oder schlechten Geheimnissen, auseinander setzen zu können.

Die 30 angebotenen Workshops für das Schuljahr 2022/23 sind bereits jetzt ausgebucht.

Wenn alles sich verändert

Auch bei der Präventionsarbeit mit Jugendlichen besteht noch großer Aufholbedarf. Die altersgerechte Auseinandersetzung in den Mittelschulen (MS) mit Themen „erste Liebe“ und „Rollen-Bilder“ soll die Teilnehmerinnen stärken, sie mit relevanten Informationen versorgen und in letzter Konsequenz einen wichtigen Beitrag zur Prävention sexuellen Missbrauchs beziehungsweise sexueller Gewalt leisten.

Die 20 angebotenen Workshops für das Schuljahr 2022/23 sind bereits jetzt ausgebucht.

Mit uns nicht!

In den vergangenen Jahren häuften sich Berichte über K.O.-Tropfen, deren Einsatz eine große und reale Gefahr darstellen. Vor diesem Hintergrund ist es wichtig, insbesondere junge Frauen über deren Einsatz und Wirkung aufzuklären sowie in eine Auseinandersetzung über Übergriffe und die Wahrung der eigenen Grenzen zu treten. In einem geschützten Rahmen werden die Mädchen über unterschiedliche Formen von Gewalt, im Speziellen über sexuelle Gewalt im Zusammenhang mit K.O.-Tropfen, aufgeklärt. Gemeinsam werden verschiedene Handlungsmöglichkeiten erarbeitet.

Die zehn angebotenen Workshops für das Schuljahr 2022/23 sind bereits jetzt ausgebucht.

Gewaltpräventionsworkshops für Sonderschulen

Seit dem Schuljahr 2022/23 beauftragt das Frauenbüro den Verein Senia mit speziell für Sonderschulen konzipierte Gewaltpräventionsworkshops. Weltweit ist Gewalt an Frauen die häufigste Menschenrechtsverletzung. Gewalt ist alltäglich und dennoch ein Tabuthema. Gewalt gegen Frauen zeigt sich in vielen Formen: es beginnt bei alltäglichen Belästigungen auf der Straße oder im Berufsleben und reicht bis zu körperlicher und psychischer Gewalt in Beziehungen. Mädchen mit geistiger, psychischer und körperlicher Beeinträchtigung bzw. Behinderung sind davon überproportional betroffen. Genau hier setzt dieses Workshop-Angebot an.

Workshop Bodyshaming „Entzauberung 4.0 – die Illusion von Schönheit und Scham“

Es handelt sich bei dem Thema um ein immer stärker um sich greifendes Phänomen, bei welchem einerseits der eigene Körper als ungewollt und unattraktiv empfunden wird, andererseits auch andere Menschen in Bezug auf ihr Aussehen diskriminiert und beleidigt werden. Besonders bei jungen Menschen, vor allem auch Mädchen kann diese Form der Selbstverleugnung und Abwertung zu massiven psychischen und physischen Folgeerscheinungen, im schlimmsten Fall sogar Krankheiten führen.

Ein Präventionsangebot um dieser Entwicklung vorzubeugen, ist daher von großer Notwendigkeit, vor allem bei Mädchen im Alter von 10 bis 14 Jahren.

Hier stellt das Frauenbüro für das Schuljahr 2022/23 100 Workshop-Einheiten zur Verfügung, welche in Präsenz oder Online von den Schulen abgerufen werden können.

Gewaltprävention in den städtischen Kinderbildungseinrichtungen

In den städtischen Kinder- und Jugendservices werden viele Maßnahmen getroffen, um die Gewaltprävention von Anfang an voranzutreiben. Vor etwa zwei Jahren wurde ein Programm zur opferschutzorientierten Täterarbeit eingeführt wurde. Dadurch kann der Gewaltschutz sowohl präventiv als auch situationsbezogen erhöht werden. Durchgeführt werden neben der opferschutzorientierten Täterarbeit auch gewaltpräventive Beratung bei Trennungssituationen oder Burschenberatungen. Auch in den städtischen Kindergärten und Horten spielt Gewaltprävention bereits eine wichtige Rolle.

Programm „Faustlos“

Faustlos ist ein hochstrukturiertes, wissenschaftlich fundiertes Präventionskonzept zur Förderung sozial-emotionaler Kompetenzen von Kindern und Jugendlichen mit dem Ziel, gewaltbereitem Verhalten vorzubeugen.
Aufbauend auf den Erkenntnissen jahrzehntelanger Forschungen, geht es um die Förderung der drei wichtigsten Grundlagen für soziales Verhalten:

  • Empathiefähigkeit: die Fähigkeit, sich in andere Menschen hineinversetzen zu können
  • Impulskontrolle: die Fähigkeit, das eigene Verhalten zu kontrollieren, um Probleme gewaltfrei lösen zu können und
  • den konstruktiven Umgang mit Gefühlen von Ärger und Wut.

Aufgrund der entwicklungspsychologischen Orientierung von „Faustlos“ stehen für die unterschiedlichen Altersstufen jeweils speziell zugeschnittene Programme und Materialien zur Verfügung.

Kindergarten: Spielerischer Umgang mit Emotionen

Das Kindergarten-Curriculum umfasst 28 Lektionen zur Vermittlung von Kompetenzen in den Bereichen Empathie, Impulskontrolle und Umgang mit Ärger und Wut. Die Materialien für Kindergärten bestehen aus einem Manual, einem Handbuch, großformatigen Fotokarten und den beiden Handpuppen „Wilder Willi“ und „Ruhiger Schneck“. Mit Hilfe der beiden Handpuppen werden die Kinder dabei unterstützt, spielerisch und kleinschrittig eine breite Palette sozialer und emotionaler Kompetenzen zu erlernen und so ihr gewaltpräventives Verhaltensrepertoire zu erweitern.

Hort: Empathie, Impulskontrolle und Kompetenzerweiterung

Das Grundschul-Curriculum umfasst 51 Lektionen zur Vermittlung von Kompetenzen in den Bereichen Empathie, Impulskontrolle und Umgang mit Ärger und Wut. Der Faustlos-Koffer für Grundschulen enthält ein Manual, ein Handbuch und Bildmaterialien. Die Umsetzung des gesamten Programms erstreckt sich über einen Zeitraum von drei bis vier Jahren. In sämtlichen Lektionen setzen sich die Kinder auf verschiedenen Ebenen mit einer breiten Palette sozialer und emotionaler Kompetenzen auseinander und erweitern so schrittweise ihr gewaltpräventives Verhaltensrepertoire.

Ausbildung Gewaltprävention/Gewaltpädagogik Hort

Darüber hinaus hat die Stadt Linz nunmehr Hortpädagog*innen zu Gewaltpädagog*innen ausgebildet. Im speziell für Schule und Hort entwickelten Lehrgang mit sieben zweitägigen Modulen wurden Leitlinien für den professionellen Umgang mit Gewalt und Aggression in der direkten Arbeit mit Kindern und Jugendlichen sowie in der Beratung von Eltern und Kolleg*innen gelehrt.

Die Hortpädagog*innen stehen als Expert*innen für Ihre eigenen Standorte, jedoch auch als Ansprechpersonen für Ihre Kolleg*innen, zur Verfügung. Sie erkennen Eskalationen frühzeitig, können Gewalt verhindern und intervenieren bei gewalttätigem Verhalten professionell.

Workshops für Volksschulen

In Volksschulen werden unter anderem Fragen zum Thema „Nein sagen“ und „gute und schlechte Geheimnisse“ behandelt. Die Auseinandersetzung mit diesen Themen leistet einen wichtigen Beitrag zur Prävention sexuellen Missbrauchs beziehungsweise sexualisierter Gewalt. Das vorrangige Ziel dabei ist es, die Kinder auf emotionaler, kognitiver und auch körperlicher Ebene zu erreichen, ihr Wissen und ihr Bewusstsein zu erweitern, um sich selbst besser schützen zu können. Ein Workshop dauert vier Stunden, zusätzlich wird ein Elternabend abgehalten und es erfolgt eine Vor- und Nachbereitung mit den Klassenpädagoginnen und -pädagogen.

Professionelle Beratung für Eltern

Die Stadt Linz bietet flächendeckend professionelle Betreuungsangebote und Dienstleistungen an, um Familien und ihre Kinder bei Bedarf bestmöglich zu unterstützen. Zentrale Bestandteile dieses Angebotes sind das Eltern-Kind-Zentrum (EKiZ) Ebelsberg und das Familienzentrum (FAMiZ) Pichling. Im Linzer Süden sind diese beiden städtischen Zentren wichtige Anlaufstellen für Eltern. Das Angebot ist niederschwellig und breitgefächert. Ausgebildete Sozialarbeiter*innen und andere Expert*innen stehen Eltern mit Rat und Tat zur Seite.

Psychologische Beratungsstelle

Gerade in herausfordernden Zeiten wie wir sie derzeit durchleben ist für viele werdende Eltern, Familien mit kleinen und schon größeren Kindern, ebenso wie Großeltern, die Alltagsbewältigung zu einer zunehmenden Herausforderung geworden, die sich nun durch die Teuerung und daraus resultierende Existenzängste noch verstärkt.

Bereits seit längerem hat die Stadt Linz aufgrund der steigenden Einwohner*innenzahl im Zuge der Stadterweiterung im Süden von Linz entsprechende begleitende Beratungseinrichtungen für Familien geschaffen. So ist das Zentrum im Stadtteil Ebelsberg seit mehr als 25 Jahren gut etabliert und bekannt. Die beiden Sozialarbeiterinnen kennen viele Familien des Stadtteils und bieten bereits jetzt Einzel- und Paarberatungen an.

Um die südlichen Stadtteile noch besser zu versorgen, wird im bestehenden EKiZ in Ebelsberg das Beratungsangebot mit zusätzlichem Personal aufgestockt.

Durch die aktuelle Erweiterung zu einer psychologischen Beratungsstelle kommen Familien auch im Süden von Linz in den Genuss einer kostenlosen psychologischen Diagnostik für ihre Kindersowie von Psychotherapie im Einzel- und Gruppensetting.

Diese neue Beratungsstelle Süd unterstützt Familien bei Fragen der Erziehung, bei Auffälligkeiten der Kinder und Jugendlichen im schulischen Bereich, im Verhaltensbereich und im psychischen Bereich durch Diagnostik, Beratung und Therapie. Ziel ist es, dass hier auch komplexe Fragestellungen behandelt werden können und Familien nicht weiterverwiesen werden müssen. Damit ist – wie auch das Institut für Familien- und Jugendberatung in Urfahr – die Beratungsstelle Süd ein wichtiger Kooperationspartner der Kinder- und Jugendhilfe, der Schulsozialarbeit und der Pädagog*innen der städtischen Krabbelstuben und Kindergärten.

Familienzentrum Pichling mit speziellen Schwerpunkten

Das Familienzentrum (FAMiZ) in Pichling mit der integrierten Eltern-, Mutterberatungsstelle ist ebenfalls ein kommunikativer Treffpunkt für Eltern und Kinder. Auch hier zählt ein „Offener Treff“ für Familien zum ständigen Angebot. Ebenso Elternrunden mit Expert*innen und professioneller Beratung. Die Palette reicht von Geburtsvorbereitung über Erziehungstipps in der Elternwerkstatt bis hin zu Stillrunden und Spielgruppen.

Die besonderen Aushängeschilder des FAMiZ sind die Männerberatung und ein Programm speziell für Väter. Diese beiden Schwerpunkte haben den Männeranteil der teilnehmenden Personen in den vergangenen Jahren auf rund 30 Prozent ansteigen lassen.

Spezialberatung Gewaltprävention und Täterarbeit

Im Familienzentrum Pichling hat man eine über die Jahre eine steigende Anzahl von Fällen, in denen familiäre Gewalt aufgetreten ist, beobachtet. Neben der klassischen Elternbildung und -beratung bietet das Familienzentrum Pichling daher seit über einem Jahrzehnt ein spezielles Beratungsangebot für Gewalthandelnde und deren Angehörige an. Es wird sowohl auf Intervention als auch auf Prävention gesetzt, um das Aufkeimen von Gewalt gegenüber Frauen und Kindern erst gar nicht entstehen zu lassen. Durchgeführt werden neben der opferschutzorientierten Täterarbeit auch gewaltpräventive Beratung bei Trennungssituationen oder Burschenberatungen.

Gewaltberatung für minderjährige Täter

Burschen, die in der Schule oder zu Hause Gewalt ausüben, werden von Mitarbeiter*innen des Familienzentrums Pichling unterstützt. Sie lernen, Verantwortung für ihre Taten zu übernehmen, ihr gewalttätiges Verhalten zu beenden und alternative Handlungskonzepte zu entwickeln.

Familien-, Scheidungs- und Trennungsberatung

Dieses niedrigschwellige Beratungsangebot richtet sich an Fälle, bei denen bereits eine Gewalthandlung stattgefunden hat. Bei diesem Konzept arbeitet in der Regel ein „Beraterpaar“ mit dem Elternpaar gemeinsam. Damit wird sichergestellt, dass Mann und Frau jeweils einen gleichgeschlechtlichen Ansprechpartner haben. Vermeintliche Vorurteile, dass die Beratung von einem andersgeschlechtlichen Berater „einseitig“ und „vorurteils-behaftet“ erfolgt, fallen damit weg. Bei hohem eigenem Entwicklungsbedarf wird das Paar getrennt und der Berater arbeitet mit dem Mann und die Beraterin mit der Frau zusammen. Anschließend erfolgen wieder gemeinsame Termine. Bei diesem Konzept nehmen die Männer Beratungstermine wahr und es kommt kaum mehr zu Abbrüchen.

„Die Stadt Linz unternimmt alles in ihrem Einflussbereich, um sicherzustellen, dass es Familien gut geht und dass Kinder in einem sicheren Umfeld aufwachsen können. Das breite Leistungsspektrum der Stadt Linz ist niederschwellig und in den meisten Fällen kostenlos. Jede Familie, die Beratung und Unterstützung möchte, kann diese ohne große Hürden in Anspruch nehmen“, erklärt Vizebürgermeisterin Karin Hörzing.

Kostenlose Selbstverteidigungskurse der Stadt Linz

Ein wesentlicher Beitrag aus dem städtischen Sicherheitsressort sind Selbstverteidigungskurse, die – je nach Termin – für unterschiedliche Altersgruppen (Kinder, Jugendliche – auch gemeinsam mit den Eltern, Seniorinnen und Senioren) im gesamten Stadtgebiet angeboten werden. Seit dem Beginn der Aktion im Vorjahr organisierte das städtische Sicherheitsressort bislang insgesamt zwölf kostenlose Selbstverteidigungskurse an. Für Herbst 2023 sind bereits neue Termine geplant.

„Die Kurse sind ein wichtiges Angebot, um die Menschen dahingehend zu sensibilisieren, genauer auf ihre Umgebung zu achten und Warnsignale rechtzeitig zu erkennen. Durch das aktive Auseinandersetzen mit dem Thema Sicherheit können sich vor allem junge Menschen schützen und Gefahren aus dem Weg gehen“, informiert Sicherheitsstadtrat Dr. Michael Raml.

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