Leben & Stadt

SONNENKRAFTWERK FÜR DIE TABAKFABRIK

Auf den Dächern der Tabakfabrik Linz werden in Zukunft die Sonnenstrahlen eingefangen und in elektrische Energie verwandelt: Mit mehr als 2000 Photovoltaik-Paneelen kann mehr als ein Viertel des jährlichen Strombedarfs gedeckt werden. Als weiterer Schritt ist eine Erneuerbare-Energie-Gemeinschaft mit dem neuen Donauparkstadion geplant.

Einst wurden in der Tabakfabrik zur Energieerzeugung Kohle und Öl verfeuert, nun entsteht auf den Dächern des Architekturjuwels von Peter Behrens eines der größten Sonnenkraftwerke Oberösterreichs:  Gemeinsam mit der Nobilegroup, einem Beratungsunternehmen und Projektentwickler für erneuerbare Energielösungen, hat die Tabakfabrik Linz eine Roadmap zum Einstieg in die Nutzung von Photovoltaik erarbeitet.

Linz setzt auf Sonnenstrom. So errichten wir heuer bereits in Kooperation mit der Linz AG und der GWG 54 neue Photovoltaik-Anlagen. Die Solaroffensive soll zum Markenzeichen zahlreicher städtischer Liegenschaften werden. Umso mehr freut es mich, mit der Errichtung solcher Anlagen auf den Dächern der Tabakfabrik Linz den Verbrauch fossiler Energieträger reduzieren zu können und so einen weiteren Beitrag dazu zu leisten, dass unsere Stadt bis 2040 klimaneutral wird. In den nächsten 10 Jahren wollen wir bereits die Hälfte des Stroms privater Haushalte mittels Photovoltaik erzeugen.

Bürgermeister Klaus Luger, Aufsichtsratsvorsitzender der Tabakfabrik Linz

„Die Transformation der Tabakfabrik folgt einem holistischen Prinzip: Nach der Stillegung der Zigarettenproduktion ist auf einer Industriebrache ein Zentrum für kreative Industrien entstanden. Dafür musste kein Flecken Erde versiegelt werden. Im Gegenteil: Wir haben bereits mit der Entsiegelung begonnen und neue Bäume gepflanzt. Der Peter-Behrens-Platz wird mit Fertigstellung des Quadrill zur autofreien, grünen Oase. Die klimaneutrale Produktion von Strom auf den Dächern, in die wir im Sinne der Sharing Economy auch unsere Mieter:innen einbinden, ist ein weiterer Meilenstein“, sagt Chris Müller, Direktor für Entwicklung, Gestaltung und künstlerische Agenden der Tabakfabrik Linz.

Als Basis für das Projekt eine Vielzahl von Daten erhoben und analysiert, unter anderem die Viertelstundenwerte von Stromzählern in der Tabakfabrik, ergänzt um den Stromverbrauch für Allgemeinflächen und Baustellen. Außerdem wurden der gegenwärtige Verbrauch und die zukünftige Stromerzeugung gegenübergestellt und die Energieflüsse unter Berücksichtigung individueller Lastprofile simuliert.

„Unsere Analyse hat ergeben, dass die Einbindung erneuerbarer Energie in der Tabakfabrik möglich und aufgrund des signifikanten Dachflächenpotenzials sinnvoll ist“, sagt Peter Gönitzer, Gründer und CEO der Nobilegroup.

Strom für 250 Haushalte

Auf Basis der energiewirtschaftlichen Grobsimulation wird das Sonnenkraftwerk auf den Dächern der Tabakfabrik voraussichtlich 749.731 kWh Strom pro Jahr erzeugen. Das entspricht dem jährlichen Strombedarf von etwa 250 Haushalten.

  • Vom Strom, der auf den Dächern gewonnen wird, kann die Tabakfabrik und ihre Mieter:innen etwa 89 Prozent selbst verbrauchen, der Rest wird ins Netz eingespeist.
  • Der Selbstversorgunggrad (Autarkiegrad) wird etwa 26 Prozent Das heißt, die Tabakfabrik wird mehr als ein Viertel ihres gesamten jährlichen Strombedarfs aus der Photovoltaikanlage decken können. Gemessen am Verbrauch nach Gebäuden könnte man den Bau 2 und das Kraftwerk damit allein mit Sonnenstrom versorgen.
  • Die CO2-Ersparnis durch die Errichtung des Sonnenkraftwerks wird voraussichtlich 352 Tonnen pro Jahr Das entspricht dem jährlichen CO2-Abdruck von etwa 35 durchschnittlichen Österreicher:innen.
  • Ingesamt werden voraussichtlich 2123 Photovoltaik-Paneele auf den Dächern der Tabakfabrik-Gebäude angebracht.
  • Damit kann eine Gesamtleistung von 785,5 Kilowatt-Peak erzielt werden.
    • Das Dach des langgestreckten Bau 1 wäre das Herzstück des Sonnenkraftwerks: Allein dort haben 1302 Paneele mit einer Leistung von 482 kWp Platz
  • Der erzielbare jährliche Stromertrag beträgt ca. 954 kWh/kWp (lt. Simulationsprogramm PV*Sol)

2021 werden in der Tabakfabrik geschätzt 2,6 GWh (Gigawattstunden) Strom verbraucht werden, im Vorjahr waren es – auch Lockdwon-bedingt – lediglich 1,95 GWh. Derzeit werden 100 Prozent des Strombedarfs in der Tabakfabrik über einen Stromliefervertrag mit der Linz AG gedeckt. Die Stromverteilung innerhalb des Areals erfolgt über ein Microgrid, ein lokal abgegrenztes Stromnetz.

Sowohl für die Finanzierung der Photovoltaik-Anlage als auch für den Vertrieb des erzeugten Stroms gibt es unterschiedliche Möglichkeiten. Je nach Variante würde sich das Sonnenkraftwerk nach einer Laufzeit von zwölf bis 19 Jahren amortisiert haben. Die Ersparnis an Stromkosten könnte nach 25 Jahren bis zu 552.000 Euro betragen.

Beteiligung von Mieter:innen

Die Tabakfabrik Linz wird ihren Mieter:innen die Möglichkeit geben, an der Photovoltaik-Anlage zu partizipieren und damit sowohl ökonomisch von einem günstigeren Strompreis zu profitieren als auch einen ökologischen Beitrag durch CO2-neutrale Energiegewinnung zu leisten. Die konkrete Ausgestaltung erfolgt über ein Crowdfunding-Modell, mit dem Eigentum an einzelnen Photovoltaik-Paneelen erworben werden kann.

Energie-Doppelpass

Mit Blick auf die kommenden Jahre plant die Tabakfabrik Linz eine Erneuerbare-Energie-Gemeinschaft (EEG) mit dem neuen Donauparkstadion des FC Blau-Weiß Linz, das nur wenige hundert Meter entfernt in der Nachbarschaft gebaut wird. Für eine Detailberechnung ist es noch zu früh, es besteht aber Einigkeit, dass die Tabakfabrik einen weiteren Teil ihres Bedarfs mit Strom decken könnte, der am Dach des Donauparkstadions erzeugt wird.

Tabakfabrik und Donauparkstadion wären damit unter den ersten, die das Modell der EEG nach dem Erneuerbaren Ausbau Gesetz (EAG) nutzen und dafür sorgen, dass vor Ort produzierter Strom ganz im Sinne regionaler Wertschöpfung auch vor Ort verbraucht wird.

„Obwohl ich schon vor der Simulationsrechnung recht hohe Erwartungen hatte, war ich von dem errechneten Auslastungsgrad und der niedrigen Amortisationsdauer echt überrascht. Ich empfehle auch anderen Liegenschaftseigentümern, die vorhandenen Möglichkeiten auszuschöpfen und damit sowohl in den Klimaschutz zu investieren als auch ökonomisch etwas Sinnvolles zu tun “, sagt Markus Eidenberger, Kaufmännischer Direktor der Tabakfabrik Linz.

 

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