Neue Arbeitswelten: Stadt Linz initiiert „Digital Innovation Hub“
Fünf Digitalzentren und 20 Netzwerk-Partner unterstützen Unternehmen mit Fokus auf Linzer KMUs
Die Stadt Linz bildet mit 210.000 Arbeitsplätzen das Zentrum des zweitgrößten Wirtschaftsraums Österreichs. Neben einer starken Industrie und zahlreichen Großbetrieben bilden kleine und mittlere Unternehmen (KMU) das Rückgrat der Wirtschaftsregion, sie sind gleichzeitig Triebfedern für Innovation und Dynamik. So hat Linz nicht nur die höchste Patent-Anmeldequote aller Landeshauptstädte, sondern auch eine extrem starke Startup-Szene mit etwa 800 Neugründungen pro Jahr.
Möglich macht dies unter anderem der Fokus der Landeshauptstadt auf die Positionierung als Digitaler Hotspot Österreichs mit international anerkannten Landmarks wie dem Ars Electronica Center oder dem Kreativwirtschafts-Hub Tabakfabrik sowie einem starken Fokus auf Robotik und Künstliche Intelligenz in Forschung und Praxis. Institutionen wie die Johannes Kepler Universität, die Kunstuniversität und die Fachhochschul-Standorte tragen wesentlich zur Attraktivität des Wirtschaftsstandortes im Bereich von Wissenschaft und Forschung bei.
Linz wird Standort eines von sechs Digital Innovation Hubs
Der Stadt Linz bündelt diese Synergien nun und stellt in seinem Programm „Digitales Linz“ bewusst den Menschen in den Vordergrund, das im März dem Gemeinderat zur Beschlussfassung vorgelegt wird. Bereits im Vorfeld konnte nun ein besonderer Erfolg erzielt werden: Linz wird Standort eines von insgesamt sechs österreichischen Digital Innovation Hubs (DIH). Dabei handelt es sich um Zusammenschlüsse von wissenschaftlichen Einrichtungen zur Unterstützung der Digitalisierung in Klein- und Mittelbetrieben mit Hilfe von Informationen, Weiterbildungen und spezifischer Digitalisierungsberatung. Die Einrichtung des DIH Arbeitswelt KMU – kurz DIH.work. – in Linz wurde nun ohne Auflagen und im vorgeschlagenen Ausmaß von der Forschungsförderungsgesellschaft des Bundes (FFG) genehmigt. Diese trägt für drei Jahre die Hälfte der Gesamtkosten von 920.000 Euro, die andere Hälfte wird von der Stadt Linz übernommen. Konkret werden fünf Vollzeit-Äquivalente KMU dezentral, also vor Ort in den Unternehmen, bei Herausforderungen im Spannungsfeld Digitalisierung und Arbeitswelt unterstützen.
Fünf wissenschaftliche Digitalzentren und 20 Netzwerk-Partner
Der DIH.work basiert auf fünf wissenschaftlichen Digitalzentren: der Johannes Kepler Universität, dem Institut für Berufs und Erwachsenenbildung Linz, der Fachhochschule Oberösterreich – Campus Hagenberg, der Kunstuniversität Linz – Creative Robotics sowie der Fachhochschule St. Pölten. Darüber hinaus stellen etwa 20 NetzwerkpartnerInnen, von Google Österreich bis hin zur Arbeiterkammer OÖ, ihre Kompetenzen zur Verfügung. Ab 1. Juli nimmt der DIH.work seine Tätigkeit mit Fokus auf die lokalen KMU und Zusammenarbeit mit den anderen Digital Innovation Hubs im Verbund für ganz Österreich auf.
„Die Stadt Linz bietet mit dem Digital Innovation Hub eine konkrete Anlaufstelle für Klein- und Mittelbetriebe, die Unterstützung bei der menschenfokussierten Gestaltung der digitalen Arbeitswelt benötigen. Es ist eine besondere Auszeichnung, dass die Stadt Linz diese Zusage erhalten hat und als Drehscheibe eines schlagkräftigen Ökosystems aus regionalen, nationalen und internationalen Instituten sowie Unternehmen fungieren kann“.“
Bürgermeister Klaus Luger
DIH.work – ein Innovationslabor zur Stärkung der Arbeitskompetenz
Auf Initiative der Stadt Linz formiert sich mit dem DIH.work ein Innovationslabor der Johannes Kepler Universität (Institut für Soziologie, Abteilung Soziologie mit den Schwerpunkten Innovation und Digitalisierung), des Instituts für Berufs- und Erwachsenenbildungsforschung, der FH St. Pölten, der FH Oberösterreich-Campus Hagenberg sowie der Kunstuniversität Linz gemeinsam mit KMU-relevanten NetzwerkpartnerInnen. Besonders Klein- und Mittelbetriebe benötigen oftmals ein wissenschaftlich fundiertes Angebot für Digitalisierung in der Praxis. Mit Innovations-Labs und KMU-Angeboten von Einrichtungen und Organisationen wie der GRAND GARAGE, Google, Ars Electronica, verschiedenen Bildungs- und Forschungseinrichtungen bis hin zu Interessensvertretungen und führenden Unternehmen, erreicht der Digital Innovation Hub Arbeitswelt die KMU und macht Wissen für deren tägliche Arbeit nutzbar, mit dem Ziel eines umfassenden, digitalen Empowerments für die einzelnen Unternehmen.
Der Digital Innovation Hub als Teil der Stadt Linz
Der DIH Arbeitswelt KMU wird von einer eigenen GmbH mit Sitz in den Büroräumlichkeiten des städtischen Innovationshauptlatzes in der Pfarrgasse getragen. Dort werden zwei MitarbeiterInnen der Stadt Linz – ein/e Ge-schäftsführerIn sowie ein/e KMU-Beraterin – ihre Arbeitsplätze haben. Unterstützt werden diese von den Ressourcen des Magistrats sowie der Unternehmensgruppe der Stadt Linz. Inhaltlicher Anknüpfungspunkt an das in der März-Sitzung des Gemeinderates zur Beschlussfassung vorliegende Programm „Digitales Linz“ sind die darin definierten Handlungsfelder „KMU und lokale Wirtschaft“ sowie „Neue Arbeitswelten“. GesellschafterInnen der GmbH sind einerseits die Stadt Linz mit mindestens 60 Prozent, sowie die fünf wissenschaftlichen Einrichtungen bzw. Digitalzentren mit jeweils gleichen Anteilen:
- Johannes Kepler Universität
- Institut für Berufs- und Erwachsenenbildungsforschung
- Fachhochschule Oberösterreich – Campus Hagenberg
- Kunstuniversität Linz – Creative Robotics
- Fachhochschule St. Pölten
Neben den drei bereits bestehenden Digital Innovation Hubs (DIH OST, Digital Makers Hub und dem DIH West) ist der DIH Arbeitswelt KMU die vierte Initiative, die ihren Betrieb aufnehmen wird. Zwei weitere Digital Innovation Hubs wurden zeitgleich mit dem DIH.work bewilligt: DIH inno:VATE sowie DIH Süd. Als Partnerunternehmen in den Feldern Kompetenzerweiterung und Digitale Innovation sind etwa 20 etablierte Unternehmen, Organisationen und Interessensvertretungen eingebunden:
Akarion GmbH, Arbeiterkammer OÖ Zukunftsfonds, Ars Electronica GmbH und Co. KG, emporia Telecom GmbH & Co. KG, FH Vorarlberg – Digital Factory, GAB München – Gesellschaft für Ausbildungsforschung und Berufsentwicklung, GOOGLE Austria GmbH, GRAND GARAGE CAP.future GmbH, IFS München – Institut für Sozialwissenschaftliche Forschung, Linz AG, Lunik2 Marketing Service GmbH, MINT Analytics GmbH, nutventures GmbH, N`Cyan (Ost-Tirol), TU Chemnitz, Ubitec GmbH
Wie funktioniert „Digitales Empowerment“?
Der Digital Innovation Hub Arbeitswelt soll die vorhandene Expertise in Klein- und Mittelbetrieben aufgreifen und im Sinne eines digitalen Empowerments kollaborativ weiterentwickeln. Dabei stehen vier Dimensionen im Fokus, die eng miteinander verzahnt sind:
- Digitales Empowerment durch Kompetenzaufbau bei den KMU als Organisationen und ArbeitgeberInnen
- Digitales Empowerment durch Kompetenzaufbau bei den MitarbeiterInnen von KMU
- Digitales Empowerment durch Vernetzung, Erfahrungsaufbau und -austausch zwischen KMU
- Beratende Unterstützung durch ExpertInnen des DIH und dort entwickelte Formate
Dafür entwickelt der DIH.work gemeinsam mit den teilnehmenden Betrieben arbeitsnahe methodische Instrumente zur bewussten Reflexion der Innovationsarbeit, die bereits in den Unternehmen zur Gestaltung der digitalen Arbeitswelt geleistet wird. Gerade Klein- und Mittelbetriebe haben oft nicht die personellen und organisatorischen Möglichkeiten, diese Reflexion systematisch zu erfassen und Ansatzpunkte für reale Arbeitsabläufe zu finden. Der DIH.work holt daher Unternehmen dort ab, wo sie aktuell in digitalen Veränderungsprozessen stehen, wofür eine breite Palette an Instrumenten zum Einsatz kommen kann:
Arbeitsintegrierter Erwerb digitaler Kompetenzen: Gelernt wird anhand der realen Anforderungssituationen, in denen digitale Arbeitsmedien und Technologien zum Einsatz kommen.
Eine weitere Möglichkeit besteht darin, neue Formen der digitalen Arbeitsgestaltung geschützt und unter wissenschaftlicher Begleitung in Form von Praxislaboren zu erproben. Auch dieses Instrument findet vor Ort in den Unternehmen statt und hat direkten Bezug zur realen Arbeitstätigkeit. Mit so genannten Experimentierräumen in den fünf Digitalzentren können KMU auch Experimentierräume erhalten, in denen digitale Technologien vor bzw. unabhängig von ihrer möglichen Implementierung in konkrete Arbeitsabläufe erkundet und gemeinsam hinsichtlich ihrer Anforderungen und Potenziale ausgetestet werden können. In diesen betriebsexternen Räumen bietet sich darüber hinaus die Möglichkeit für KMU-übergreifenden Austausch, was Lernprozesse zusätzlich beschleunigt. Im Digital Innovation Hub werden darüber hinaus digitale, analoge und hybride Beratungsformate implementiert, die sowohl maßgeschneiderte Beratung zu aktuellen Bedürfnissen einzelner KMU als auch breitere und informellere Austauschmöglichkeiten über den eigenen Betrieb und die eigene Branche hinaus gewährleisten. Die Zusammensetzung der Mitglieder des DIH.work bürgt dabei für einen stets aktuellen und fundierten Informationsfluss aus Wissenschaft und Praxis.
Ziel: Synergien heben und unternehmerischen Mehrwert schaffen
Selbst große Unternehmen können heute sämtliche Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten nicht mehr isoliert und in Eigenregie durchführen, da es zunehmend unmöglich ist, über alle relevanten Wissenskomponenten selbst zu verfügen. Vor diesem Hintergrund ist es speziell für KMU sinnvoll, externes Wissen in die eigenen Digitalisierungsprojekte zu integrieren und eigene Wissensbestände strategisch weiterzugeben, um neue Wertschöpfungspotenziale zu erschließen. Dieser Austausch kann ebenso mit MarktteilnehmerInnen wie auch über Branchen- und Marktgrenzen hinweg stattfinden. Wichtigstes Ziel des DIH.work ist es somit, bestehende Informationsbarrieren von Unternehmen in allen Phasen ihrer Digitalisierungsprozesse durchlässiger zu gestalten, um darüber für alle Akteure neues Wissen und somit strategischen, letztlich wirtschaftlichen Mehrwert zu generieren. In Anspruch genommene Informationsangebote sind für KMU grundsätzlich kostenlos. Die Angebote des DIH.work für spezifische Digitalisierungsberatung werden zu maximal 50 Prozent des marktüblichen Preises zur Verfügung gestellt.
Der weitere Zeitplan
Phase 1: Aufbauphase – 1. Halbjahr 2021
Derzeit findet die Aufbauphase mit folgenden, parallelen Subprojekten statt:
- Setup Betriebsorganisation (Büro, IKT etc.)
- Fein-Analyse KMU-Bedarf inklusive KMU-Partizipation in vier Größenkategorien mit einem diversen Branchen- und regionalen Mix
- Anpassung der geplanten Inhalte und Leistungen des DIH Arbeitswelt KMU
- Prototypisierung der Inhalte und Leistungen mit KMU und weitere Co-Creation-Schleife mit KMU
- Akkordierung der Inhalte und Leistungen über die Digitalzentren-Struktur – Nähe zu den KMU
- Bewerbungsmittel erstellen
- Öffentlichkeitsarbeit starten
- KMU Ansprache für Vollbetrieb starten
Ab 1. Juli geht der DIH.work in die Phase 2 (Betriebsphase 2021 – 2023) über. In diesem Zeitraum ist der Betrieb durch die Kofinanzierung durch Stadt Linz (vorbehaltlich der kommenden Gemeinderatsbeschlüsse) und FFG gesichert.
Der DIH.work plant, mit Phase 3 (Betriebsphase 2024 – 2031) auch über 2023 hinaus tätig zu sein. In Zusammenarbeit mit weiteren Stadtverwaltungen und der FFG hat der DIH.work sich für die kommende Ausschreibung der EU Kommission zum Thema europäische DIH (EDIH) angemeldet. Entscheidungen dazu fallen in den nächsten Monaten.“