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10 Jahre danach: Von der Tschickbude zum Vorzeigeprojekt

Seit fast genau einem Jahrzehnt ist die Tabakfabrik im Eigentum der Stadt Linz

Vor zehn Jahren und fünf Tagen, am 31. März 2010, ging die Tabakfabrik Linz in das Eigentum der Immobilien Linz GmbH über. Bereits 2009 beschloss der Linzer Gemeinderat den Kauf des rund 38.000 m² großen Areals samt Gebäudebestand von der Japan Tobacco International.

Bevor die Entwicklungskonzepte für die Räumlichkeiten fertig waren, wurde die Tabakfabrik bereits zum Austragungsort für große Events: das Ars Electronica Festival fand bereits im Herbst 2010 auf dem Areal statt. Diverse Sport- und Kulturevents folgten: der international reüssierende Künstler Parov Stelar aus Lichtenberg bei Linz hatte 2012 hier ein Heimspiel, 2013 war das Industriedenkmal Standort eines der ersten HOLI-Festivals in Linz. Die „Körperwelten“ des deutschen Plastinators Dr. Gunther von Hagen wurden genauso hier gezeigt wie etwa die „großen Meister der Renaissance“ sowie eine große Porsche-Ausstellung. Auch für sportliche Aktivitäten zeigte sich das historische Areal geeignet, etwa 2015, als die Tabakfabrik Austragungsort des „Eliminator Open“ wurde, einem hochgradigen Mountainbike-Wettbewerb.

Von der Drehscheibe der Flüchtlingshilfe zur Drehscheibe für Innovation

2015 war auch das Jahr der großen Flüchtlingsbewegung nach Europa. Buchstäblich über Nacht wurden in der Tabakfabrik 500 Schlafplätze geschaffen, mit denen dank der Unterstützung durch die Stadt städtische Unternehmen wie die Linz AG, dem Roten Kreuz und zahlreichen privaten Unternehmen, Initiativen und Freiwilligen die ankommenden Flüchtlinge versorgt werden konnten.

Nach der Gemeinderats- und Bürgermeisterwahl 2015 richtete die Stadt erstmals ein Innovationsressort ein, erster Innovationsreferent wurde Bürgermeister Klaus Luger. Noch im selben Jahr legte er den neuen Schwerpunkt für die Weiterentwicklung der Tabakfabrik fest: sie sollte zur Drehscheibe für Innovation und Digitalisierung werden, somit den bisherigen Schwerpunkt Kreativwirtschaft massiv ausweiten. „In der Bewältigung der Herausforderungen, mit denen uns die fortschreitende Digitalisierung konfrontiert, und in der Realisierung der Potenziale, die in der Nutzung und Nutzbarmachung neuer Technologien liegen, sehe ich nach wie vor die größten Zukunftschancen für den Wirtschaftsstandort und die Lebensstadt Linz“, beschreibt Bürgermeister Klaus Luger seine Motivlage.

„Ergänzt um das große Kreativitätspotenzial unserer Stadt wird die Tabakfabrik zum Leuchtturm für Linz als innovativste Stadt und Digitalisierungshauptstadt Österreichs.“

Bürgermeister Klaus Luger

Studienplatz, Ausstellungsort, Kreativzentrum, Digitalisierungs-Hotspot

Einen besonderen Meilenstein in der Entwicklung stellt die Übersiedlung der Traditions-Modeschule Hetzendorf nach Linz dar. In Kooperation mit der Kunstuniversität entstand im weiteren Verlauf und inspiriert durch das Umfeld das Masterstudium „Fashion & Technology“, das im Oktober 2018 seinen Lehrgangsbetrieb aufnahm.

Nicht nur in der Mode, auch in Kunst und Kultur sowie in der Werbung zeigt sich das große Kreativitätspotenzial in Linz. Wenig verwunderlich, dass in der Tabakfabrik sowohl eine große Web-Werbeagentur einquartiert ist, als auch die Schule des Ungehorsams untergebracht war. Zudem fand das Valie-Export-Center eine Heimstatt, als Hommage an die international renommierte, aus Linz stammende Künstlerin. Auch die Prager Fotoschule schlug ihr Quartier in der Tabakfabrik auf.

Der neuen Schwerpunktsetzung durch Bürgermeister Klaus Luger folgend, sind es allerdings vor allem jene Unternehmen, die die Digitalisierung und neue Technologien zum Nutzen für alle weiterentwickeln, die sich in der Tabakfabrik angesiedelt haben. „Das teilweise denkmalgeschützte Fabrikareal ist einfach der ideale Standort, um als Bindeglied zwischen ´alter´ Industrie, die nach wie vor das Rückgrat der Linzer Wirtschaft bildet, und neuen Produktionsmethoden zu fungieren“, ist Bürgermeister Klaus Luger überzeugt. In diesem Zusammenhang pushte die Übersiedlung von StartUp 300, einem Entwicklungs- und Risiko-Kapitalfonds in die TFL, die Entwicklung zu einem international beachteten Innovationszentrum. Darum wurde hier zuerst der Start-Up-Campus eingerichtet und schließlich die 230 Meter lange „Strada del Start-Up“ geschaffen, die jungen, kreativen Unternehmerinnen und Un-ternehmern Raum zur Entwicklung und Umsetzung ihrer Visionen gibt.

Im Vorjahr öffnete schließlich die Grand Garage ihre Pforten: eine Innovationswerkstatt, die das Herz von Technik- und Innovationsfreaks, Wissbegierigen und Neugierigen höherschlagen lässt. Drei Stockwerke und insgesamt 4.000 Quadratmeter Nutzfläche bilden den räumlichen Rahmen für die Grand Garage, dazu kommen jede Menge hochprofessionelle Maschinen für den Protoypenbau und eine lebendige Community, die die Garage als Geburtsstätte großer Ideen und als Ort des lustvollen Experimentierens begreift.

Durch Krisen stärker: Linz wird auch Corona wirtschaftlich bewältigen

Die Stadt Linz hat schon viele Wirtschaftskrisen erlebt und ist aus jeder gestärkt hervorgegangen. Das gilt im Rückblick etwa für die Krise der verstaatlichten Industrie: damals belächelten viele die Vision, dass Linz zur saubersten Industriestadt Österreichs werden wolle, sahen viele doch die Industrie am Boden und zwischen Stahlproduktion und Umweltschutz einen unauflösbaren Widerspruch. „Heute wird am Standort Linz von der voestalpine der weltweit sauberste Stahl produziert, bildet die Industrie in unserer Stadt nach wie vor das starke Fundament des gesamten Wirtschaftsraums Oberösterreich. Trotzdem erfreuen sich die Linzerinnen und Linzer einer hohen Lebensqualität mit natürlichen Naherholungsräumen auf mehr als 50 Prozent des Stadtgebiets“, zieht Bürgermeister Klaus Luger eine auch positive Umweltbilanz.

Als der Linzer Gemeinderat im Juni 2009 den Kauf der Tabakfabrik beschloss, gab es nicht wenige, die diesem Schritt ein halbes Jahr nach Ausbruch der Weltfinanzkrise skeptisch gegenüberstanden. „Am Ende der Tabakproduktion arbeiteten an diesem Standort weniger als 300 Beschäftigte. Diese Zahl haben wir durch die gebotenen Bedingungen im Rahmen einer wohlüberlegten, besonnenen städtischen Wirtschaftspolitik in der neuen Tabakfabrik Linz mittlerweile um ein Vielfaches überflügelt“, ist Bürgermeister Klaus Luger stolz.

Besonders dankbar äußert sich das Stadtoberhaupt über externe ExpertInnen aus Wissenschaft, Kunst, Architektur und Wirtschaft, die am Beginn der Konzeption Pionierarbeit leisteten: „Wer heute sagt, es wäre 2010 klar gewesen, wohin die Reise geht, der betreibt Geschichtsfälschung. Wir wussten nur, dass wir keine Shopping Mall oder Ähnliches wollten, obwohl es damals finanziell sehr lukrative Angebote gab. Durch das Zusammenführen  innovativer Köpfe ist es gelungen, diese Erfolgsgeschichte der Transformation zu bewältigen“.

 „Experten gehen davon aus, dass die zur Bewältigung dieser Krise notwendigen Beschränkungen und die neuen Arbeitsformen – Stichwort Homeoffice – einen starken Impuls für die Akzeptanz und Weiterentwicklung der Digitalisierung bringen werden. Mit einem Hotspot wie der Tabakfabrik, in der seit 2015 Digitalisierungswegbereiter am Werken sind, sind wir für diese Zukunft gut gerüstet und werden daher auch aus der Corona-Krise gestärkt hervorgehen.“

Bürgermeister Klaus Luger

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