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Luger: „Öffi-Ausbau vor Straßenbau! Jetzt!“

Attraktivierung des öffentlichen Verkehrs wichtiger als Ostumfahrung

Linz ist ein zentrales Lebens- und Wirtschaftsballungszentrum und wirkt weit über die Stadtgrenzen hinaus. 207.000 EinwohnerInnen stehen rund 210.000 Arbeitsplätze gegenüber. Das führt dazu, dass täglich rund 108.000 Menschen aus anderen Gemeinden in die Stadt zum Arbeiten einpendeln.

Gleichzeitig verlassen jeden Tag 30.000 LinzerInnen ihre Heimatstadt, um in einer der Umlandgemeinden einer Beschäftigung nachzugehen. Rechnet man Freizeit, Besuchs- und Erledigungsfahrten hinzu, so werden täglich rund 400.000 Wege über die Stadtgrenzen hinweg zurückgelegt. 70 Prozent dieser werden immer noch mit dem eigenen PKW erledigt, was die Lebensqualität in allen betroffenen Gemeinden beeinträchtigt. Eine gute Anbindung des Regionalverkehrs in die Landeshauptstadt ist daher im Interesse aller.

Land Oberöstereich zahlt bei Linzer Öffis nicht mit

„Das Land Oberösterreich kann und darf sich beim Ausbau des öffentlichen Verkehrs nicht aus der Affäre stehlen. Wir fordern eine Mitfinanzierung für den Neukauf von O-Bussen, Bussen und Straßenbahnen der Linz Linien. Analog zu Gmunden: dort hat das Land für die RegioTram 80 Prozent der Kosten übernommen, der Anteil der Stadt Gmunden von 20 Prozent kann sich durch weitere Förderungen, etwa Bedarfszuweisungsmittel, noch weiter verringern“, sagt der Linzer Bürgermeister Klaus Luger. Bis 2009 war auch für die Linz-Linien eine Mitfinanzierung für die Fahrzeuge durch das Land üblich. Nun würden die Verantwortung und die Finanzierungslast auf die Stadt Linz abgewälzt werden.

Ausbau der Öffentlichen Verkehrsmittel dringend geboten

Am Rande der Stadt wird die Verkehrssituation zunehmend angespannter. Ein plakatives Beispiel dafür ist Pichling. Die Einwohnerzahlen steigen stetig und die geplante Ostumfahrung wird eine weitere verkehrstechnische Belastung darstellen. Die Staupunkte Mona-Lisa-Tunnel und Einfahrt Ebelsberg drohen in den kommenden Jahren zunehmend zu kollabieren. „Den Verkehr auf Schiene zu bringen, ist hier die einzige Lösung. Ein vierspuriger Ausbau der Westbahnstrecke ist unumgänglich“, sagt der Linzer Bürgermeister. Die Taktung sei derzeit aber alles andere als PendlerInnen-freundlich.„Die Zeitersparnis für die Menschen in Pichling, wenn sie auf den Zug umsteigen könnten, wäre enorm“, sagt Luger. Die Anfahrtszeiten (Pichling bis Linz HBF) im Vergleich: Mit der Straßenbahn benötigt man 31 bis 34 Minuten (lt. Linz Linien) Mit dem Zug (S-Bahn) 13 Minuten (lt. ÖBB-Scotty) Mit dem Auto bei guter Verkehrslage: 16 bis 21 Minuten (lt. Google Maps) Die Forderung nach einem 365-Euro-Ticket für ganz Oberösterreich bekräftigt auch der Stadtchef. „Wenn man für einen Euro pro Tag in die Stadt einpendeln kann und sich auch noch das Stauchaos erspart, werden es sich die Leute zweimal überlegen, ob sie wirklich mit dem Auto nach und durch Linz fahren wollen.“

Öffi-Verbesserung geht vor Straßenbau

Aber nicht nur das Land, sondern auch der Bund müsse mehr finanzielle Ressourcen frei machen. Der ehemalige Verkehrsminister Norbert Hofer hat verlautbart, dass ab 2020 eine Nahverkehrsmilliarde zur Verfügung gestellt werden soll. „Ich bezweifle, dass dieser Ankündigung Taten folgen werden. Eines ist klar, wir fordern diese Nahverkehrsmilliarde für die besonders intensiv betroffenen Wirtschaftszentren ein“, so Luger. Linz ist der Wirtschaftsmotor Oberösterreichs. Das bringt jedoch auch Herausforderungen mit sich. „Wir haben in der Stadt mehr Arbeitsplätze als Einwohner. Die PendlerInnen-Ströme sind besonders für die Infrastruktur eine tägliche Herausforderung. Unsere Devise lautet: Zukunftsweisenden ÖV-Projekten Vorrang geben vor Straßenbau!

Geplante Projekte endlich umsetzen

Die Stadt Linz hat für die Entlastung durch eine Offensive für den öffentlichen Verkehr bereits konkrete Projekte vorgelegt: Die Neue Schienenachse durch Linz soll die neuen Wohngebiete, etwa die Grüne Mitte, an die Straßenbahn bringen. „Das Areal der Grünen Mitte ist mittlerweile vollständig bebaut und bezogen, die Finanzierung und Umsetzung der Neuen Schienenachse hängt hingegen immer noch in der Luft“, kritisiert Bürgermeister Klaus Luger. Die Linz Linien prüfen derzeit, inwieweit durch neue Schnellbusverbindungen ab Fertigstellung der neuen Eisenbahnbrücke eine taugliche Übergangs-Verkehrslösung für die neuen Wohngebiete und den MedCampus der Johannes Kepler Universität sowie die Fachhochschule des Landes geschaffen werden kann.

Drei Initiativen für den Linzer Süden

Für die Anbindung des Linzer Südens und die neuen Wohnbauten in Ebelsberg und Pichling gibt es drei Initiativen: zum einen plant die Stadt eine weitere Straßenbahnverlängerung in Verbindung mit dem vierspurigen Ausbau der Westbahn. „Dieser Ausbau ist notwendig, um die Idee einer Stadtbahn Süd verwirklichen zu können, eine Schnellbahnverbindung, die bis ins angrenzende Niederösterreich nach St. Valentin und Amstetten reicht“, erklärt Luger. Zweitens wurde in der Stadt auch die Errichtung einer Seilbahn zur Anbindung des Südens an das Industriegebiet und den Linzer Hafen bis hin zur Johannes-Kepler-Universität geprüft. „Diese Lösung wäre nachweislich eine zukunftstaugliche und könnte die Straßen umweltfreundlich entlasten. Die Investitionskosten kann die Stadt allerdings unmöglich alleine stemmen“, erörtert Luger. Drittens soll auch eine Bypassbrücke für Busse und RadfahrerInnen eine umweltfreundlichere Verkehrsverbindung aus dem Süden in die Arbeitsplatzzentren der Stadt schaffen.

Prioritätensetzung zur Realisierung gefordert

Das gemeinsam mit dem Land präsentierte Mobilitätsleitbild „Kumm steig um“ beinhaltet weitere Vorschläge, wie den Aufbau eines S-Bahn-Systems und den Ausbau vom Rad-Hauptverkehrsrouten in die Stadt. „Seitens der Stadt werden hier bereits weitere Vorarbeiten geleistet, etwa die Studie über die Trassenführung der Stadtbahn nach Gallneukirchen auf Linzer Boden“, so Luger. Seitens des Landes und der ÖBB vermisst der Linzer Bürgermeister allerdings die richtige Prioritätensetzung: „Die kürzlich präsentierte, angeblich neue Infrastrukturoffensive für den öffentlichen Verkehr entspricht in weiten Teilen einer bereits 2016 unterzeichneten Absichtserklärung von ÖBB und Land Oberösterreich. Auch das S-Bahn-Konzept wurde unter unterschiedlichen Bezeichnungen schon vor Jahrzehnten ausgearbeitet. Was fehlt, ist die konsequente Umsetzung“, bemängelt Luger. Der Linzer Bürgermeister fordert daher nun die Prioritätensetzung auf die Realisierung dieser Konzepte.

„Ich spreche mich dafür aus, dass wir unsere ganze Kraft auf die Attraktivierung des öffentlichen Verkehrs konzentrieren. Das bedeutet, dass kein weiteres der geplanten Straßenbauprojekte, das noch nicht begonnen wurde, weiter verfolgt werden soll, bis wir die vorliegenden Konzepte für die ÖV-Projekte umgesetzt haben. Das gilt insbesondere für die Ostumfahrung.“

Bürgermeister Klaus Luger

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